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nomisch unrentablen Standort verfal-
len, und die Maremma versumpfte.
Die mal aria, die schlechte Luft (Mala-
ria), die von den Sümpfen aufstieg, ver-
trieb die Bewohner in die höher gele-
genen Regionen, und blühende Metro-
polen wie Populonia und Roselle , noch
Bischofssitze der frühen Christen, ver-
fielen, als der Klerus nach Massa Marit-
tima und Grosseto flüchtete.
Fast zweitausend Jahre lag der Fluch
der Malaria über den Maremmen.
Vom Mittelalter bis weit ins „aufgeklär-
te“ Zeitalter der Medici hinein waren
sie Hort anrüchiger Feudalgeschlech-
ter wie der Aldobrandeschi (weder
Pisa noch Siena kümmerten sich um
den Landstrich, es sei denn, um Häfen
wie Piombino und Talamone auszu-
bauen) und noch bis Mitte des 20. Jh.s
Domäne feudaler Großgrundbesit-
zer, die mit Hilfe der mezzadria (Halb-
pacht) die Bevölkerung bis aufs Blut
aussaugten. Di poco si compa, di nien-
te si more (mit wenig schlägt man sich
durch, mit nichts stirbt man) - vor den
Besitzverhältnissen und dem Hunger
hatten die Menschen der Maremma
noch mehr Angst als vor dem Sumpf-
fieber, das „gottgegeben“ war. Seid
verwunschen, Maremmen! , sangen die
Hirten, die Bauern, die Holzfäller und
Fischer, und verehrten Rebellen, Wil-
derer und Briganten, die „denen da
oben“ ein Schnippchen schlugen.
Erst im 19. Jh. gelang es den Habs-
burgern unter Großherzog Leopold II.
dank gezielter Anpflanzungen (Pini-
engürtel) und Entwässerungen, den
größten Fluch von der Maremma zu
nehmen. Massa Marittima erstand als
„Siena mi fè, disfecemi Maremma.“
„Siena schuf mich, die Maremma zer-
brach mich.“
(Dante, Canto V Purgatorio)
„Tutti la chiamano Maremma, Marem-
ma, ma a me mi pare una Maremma
amara …
io c'ho perduto una persona cara …
Sia maledetta Maremma, Maremma,
sia maledetta Maremma chi l'ama.“
„Alle nennen sie Maremma, Maremma,
aber mir kommt sie bitter vor …
ich selbst verlor dort einen, der mir lieb
war …
Sei verflucht, Maremma, Maremma,
sei verflucht, wer sie liebt.“
(Volkslied)
Die Maremma (von marittima , am
Meer gelegen) wurde zum Zentrum
des etruskischen Reiches, nachdem es
den Etruskern gelungen war, mit Hilfe
von Entwässerungskanälen Teile der
Meeresbucht trockenzulegen. Damals
reichte das Meer noch weit bis ins
Landesinnere hinein, und wo heute
die Ruinen ihrer Städte inmitten von
Weizenfeldern in der Hitze schmoren,
lagen einst Häfen, die über schiffbare
Flüsse, Kanäle und Lagunen direkt mit
dem Meer verbunden waren.
Schon vor der Zeit der Römer be-
gannen die Flüsse und Lagunen zu ver-
landen, und spätestens als der Weizen
aus Sizilien und Ägypten billiger kam
als der vor der eigenen Haustür - Glo-
balisierung ist keineswegs erst ein Phä-
nomen von heute -, ließ Rom den öko-
 
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