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Livorno
tischen Partei Italiens machte. Livorno
gilt noch heute als die „röteste“ Stadt
der roten Toscana.
Die berühmtesten Söhne der Hafen-
stadt sind aber nicht etwa Seefahrer,
sondern Künstler wie Pietro Masca-
gni (1863-1945), der Komponist der
Cavalleria Rusticana , und die Maler
Giovanni Fattori (1825-1908) und
der später in Paris zu Weltruhm ge-
langte Amadeo Modigliani (1884-
1920). (Als man 1984 vermeintliche
Jugendwerke des „Meisters der langen
Hälse“ aus den Kanälen fischte, hoffte
man schon auf eine Sensation, doch
der Coup entpuppte sich lediglich als
ein Studentengag.)
Ü XII/A1
„Man kann nicht sagen, dass diese
Stadt schön sei … aber sie hat einzelne
Schönheiten, die vielen der größeren
Städte fehlen, und eine Lebendigkeit
und ein Bienengesumm der tätigen Men-
schen … “ (Ernst Moritz Arndt, 1799)
Livornos Ruf als „kulturarme“ Indus-
triestadt bekommt ihr nicht schlecht.
Der zweitgrößte Ort der Toscana und
ihr größter Handels- und Passagier-
hafen zeigt sich auch ohne Tourismus
bunt, geschäftig und überaus lebhaft.
Nirgendwo findet man so viel fahren-
des Volk und Afrikaner, die auf den
Gehsteigen ihre Waren ausbreiten, an
Abenden und am Wochenende flanie-
ren Matrosen und die Kadetten der
Accademia Navale, der größten Mi-
litärakademie Italiens, durch die Gas-
sen der Altstadt, und Dutzende Schu-
len, Institute und Ausbildungsstätten
sorgen für ein betont junges und kos-
mopolitisches Flair, von dem zahlrei-
che preiswerte Pensionen, Trattorien
und Szenekneipen zeugen.
Livorno ist zwar eine vergleichswei-
se junge Stadt, aber deshalb nicht oh-
ne Tradition. Toleranz und Freigeister-
tum gelten als ihre hervorstechends-
ten Eigenschaften seit 1593, als die
Medici ihre berühmten Leggi Livornine
erließen, um Verfolgte und Freiheitssu-
chende aus aller Welt in die toscani-
sche Hafenstadt zu locken, und die In-
dustrialisierung des 19. Jh.s setzte eine
radikale Arbeiterschaft in ihren Docks
und Fabriken frei, die sie 1921 zum
idealen Gründungsort der Kommunis-
d
Geschichte
Als Livorno im 16. Jh. Stadt wurde, hat-
ten alle anderen Städte der Toscana
ihren Höhepunkt bereits längst über-
schritten. Nach der Niederlage der
pisanischen Flotte gegen Genua 1284
war das römische Liburnum nahezu in
die Steinzeit zurückgefallen, ehe Flo-
renz, das dringend eines eigenen Ha-
fens bedurfte, 1421 den Genuesen
das marode und malariaverseuchte
Nest abkaufte.
Es vergingen jedoch noch hundert
Jahre, ehe Giulio de'Medici (der späte-
re Papst Clemens VII.) ein Fort errich-
ten ließ ( Fortezza Vecchia ), und weite-
re fünfzig, bevor Cosimo I. die Grün-
dung einer richtigen Stadt beschloss.
Bereits 1571 musste daher eine zwei-
te, noch größere Festung her ( Fortezza
Nuova ), um Buontalentis fünfzackige
Musterstadt mitsamt Dom und Piazza
 
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