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Christusfigur, wie die Florentiner sie
zur gleichen Zeit San Miniato al Mon-
te aufsetzten) - noch einen Schritt
weiter, wenn auch erst ein gutes Jahr-
hundert später, sollten nur die Siene-
sen gehen, als sie ihre gesamte Stadt
der Madonna zu Füßen legten.
Die vier Monumente der grünen
Wiese - der 1063 begonnene
Dom,
das
Baptisterium
(1152), der
Campa-
nile
(1173) und der
Camposanto
(1278), der Friedhof - sind das Ergeb-
nis einer Bauzeit von weit über 200
Jahren. Doch anders als sonst in der
Toscana macht sich der enorme Zeit-
unterschied hier kaum bemerkbar. Der
Platz wirkt noch heute ausgewogen, in
sich geschlossen, wie aus einem Guss.
Baumaterial (weißer Carrara-Mar-
mor), architektonisches Prinzip und
Schmuckwerk (Streifung, gereihte
Blendbögen unten, gereihte Säulenga-
lerien oben) sind bei allen Bauten na-
hezu identisch und lassen den Campo
dei Miracoli als eine unverrückbare
monolithische Einheit
erscheinen.
Man muss ihn nicht mögen, aber
nichts kommt ihm gleich. Kühle Ästhe-
tik, frostige Marmorfarben, abweisen-
de Fassaden und eine Weite, in der
der Einzelne sich klein und verloren
vorkommen muss - so werden heutzu-
tage Bankpaläste und Shopping Malls
auf die grüne Wiese geklotzt.
unvollendet, von Papst Gelasius II. ge-
weiht. Seitdem steht der Dom (Mitte
des 12. Jh.s verlängerte man noch das
Langhaus und fügte eine neue, monu-
mentalere Apsis an) in seinen Grund-
zügen praktisch unverändert da.
Aber das ist nicht das einzige, was
ihn von allen anderen toscanischen
Kirchenbauten unterscheidet. Pisas
Dom war die erste italienische Kirche
überhaupt mit einem
kreuzförmigen
Grundriss
und einer
Vierungskuppel.
Laut Vasari war ihr erster Baumeister
der Grieche
Busketos
(ital.
Buscheto
),
der sie nach dem Vorbild byzantini-
scher Basiliken und islamischer Mo-
scheen formte.
Als Florenz und Siena im 13. Jh. be-
schlossen, Pisa unter allen Umständen
zu übertrumpfen, übernahmen sie -
auch wenn sie ansonsten in vielen ar-
chitektonischen Bereichen andere We-
ge gingen - den pisanischen Grund-
aufbau von Kreuz und Kuppel.
Die klar gegliederte, reich dekorierte
Fassade
- Inbegriff der toscanischen
Romanik - wurde um 1160 von
Gugliel-
mo
vollendet, der als Bildhauer auch
die (ältere) Bauskulptur schuf. Über
drei
Portalen
im Stil römischer Triumph-
bögen türmen sich vier nach oben
zu sich verjüngende
Säulenloggien,
den Giebel krönt eine von Apos-
teln flankierte Madonnenstatue Andrea
Pisanos
(Kopie aus Plastik!).
Die tief eingemeißelten
Blendar-
kaden
setzen sich an den Wänden der
Seitenschiffe und Querhäuser fort, zwei
Inschriften
(Quo Pretio Muros …)
kün-
den selbstbewusst von der Herkunft
der Gelder, die in den Bau flossen.
Duomo Santa Maria Assunta
Unmittelbar nach dem Sieg über die
Sarazenen begonnen, 1063, etwa zur
gleichen Zeit wie San Marco in Vene-
dig und das Baptisterium in Florenz,
wurde die Kirche bereits 1118, noch