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tisch. Die reich geschmückte Fassade
(1204) ist das Werk des Lombarden
Guidetto da Como , der auch die Fas-
sade von San Michele schuf.
Anders als dort öffnen sich die Bö-
gen zu einer offenen Vorhalle, wäh-
rend die Asymmetrie der Arkaden
durch den bereits vorhandenen Cam-
panile bedingt war. Die oberen, mit
Travertin verkleideten Etagen des 59 m
hohen Glockenturms wurden erst
nach der Vollendung der Fassade
(1261) aufgesetzt.
Das Atrium, die traditionelle Domä-
ne der Geldwechsler, Heilkräuter- und
Reliquienhändler, ist reich mit Reliefs
skulptiert. In der Lünette des Portals
rechts eine plastische Enthauptung des
hl. Regulus und in der linken eine
Kreuzabnahme , beide von Nicola Pisa-
no (um 1265), der vermutlich auch die
Motive im Türsturz ( Verkündigung ,
Christi Geburt , Anbetung der Könige )
meißelte. Das Hauptportal zeigt Sze-
nen aus dem Leben des hl. Martin
(Predigt, Heilung eines Besessenen,
Totenerweckung, Bischofsweihe), da-
runter sieht man schöne Personi-
fizierungen der Zwölf Monate (Dre-
schen, Beerenpflücken, Weinlese usf.).
Der elegante, dreischiffige Innen-
raum wurde vornehmlich im 14./
15. Jh. ausgestaltet. Von Matteo Civi-
tali , dem bedeutendsten Renaissance-
künstler Luccas, stammen u. a. Kanzel,
Weihwasserbecken, die Einlegearbei-
ten im Marmorboden und einige der
Grabmäler. Das Reiterstandbild des
Sankt Martin, der seinen Mantel mit
dem Bettler teilt (am Eingang rechts)
gilt als eine der ersten vollplastischen
Skulpturen des Mittelalters überhaupt
(um 1240) und befand sich ursprüng-
lich an der Außenfassade, wo heute ei-
ne Kopie angebracht ist.
Im rechten Seitenschiff bemerkens-
werte Altarbilder, darunter ein äußerst
ungewöhnliches Letztes Abendmahl
des Venezianers Tintoretto (1592, drit-
te Kapelle) und eine Madonna mit Hei-
ligen von Domenico Ghirlandaio
(1490, Sakristei). Rechts der Apsis der
monumentale Grabaltar des hl. Regu-
lus von Matteo Civitali (1484), links ein
Johannes Evangelista , den die Stadt
1410 zur Erinnerung an die Befreiung
Luccas von Pisa bei Jacopo della
Quercia bestellt hatte.
Grabmal der Ilaria del Carretto.
Anmut und blühendes Leben noch im
Tod, in samtschimmerndem Carrara-
Marmor eher gehaucht als gehauen
von Jacopo della Quercia (1406-08)
aus Siena. Die 19-jährig im Kindbett
verstorbene Gemahlin des Stadtvogts
Paolo Guinigi ruht, scheinbar nur
schlafend, auf einem frei stehenden
Sarkophag; ihr zarter Körper zeichnet
sich deutlich unter einem sanft fließen-
den Gewand ab, das ihre Formen eher
betont als verhüllt, zu ihren Füßen
wacht aufmerksam-verspielt ein junger
Hund, laut Vasari das Zeichen eheli-
cher Treue. Antike und Frührenais-
sance, höfische Kultur und graziler Na-
turalismus in perfekter Synthese, um-
spielt von tanzenden Putten mit Gir-
landen von Blumen und Früchte
(Eintritt). Die Antithese dazu ist der
Der Volto Santo und Fresko zur Legende
 
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