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Für die Ausmalung der Mittelapsis be-
nötigte der Künstler mit seinen Gehil-
fen alles in allem ein gutes Jahrzehnt
(1453-1464).
Im Traum Konstantins (der Züge des
byzantinischen Kaisers tragen soll) und
in den anspielungsreichen Schlachten-
bildern (5 und 9) wird deutlich, dass
Piero nicht nur eine Legende, sondern
aktuelle Zeitgeschichte malte. 1453
war Konstantinopel von den Türken
erobert worden, und der Kreuzzugs-
gedanke hatte, vor allem bei den Fran-
ziskanern, wieder stark an Aktualität
gewonnen. Im „Zeichen des Kreuzes“
sollten die Ungläubigen so wie damals
wieder zurückgeschlagen werden. Ei-
ne Werbekampagne für Kreuzzüge, so
man will.
Die aufwendige millimeterweise
durchgeführte Restaurierung der
Fresken, ist nach 15-jähriger Arbeit (rd.
5,1 Mio.
5 Konstantin (im Vordergrund mit ei-
nem weißen Kreuz in der Hand)
bezwingt unter der Adlerfahne
(Signum des Heiligen Römischen
Reiches) Maxentius 313. Er bekehrt
sich zum Christentum und sendet
seine Mutter Helena nach Jerusa-
lem, das Wahre Kreuz zu finden.
6 Verkündigung Mariens. Die Szene
gehört nicht zur Legende, sie ist ei-
ne von Pieros Abwandlungen.
7 Helena befragt den Leviten Judas,
der den Ort des vergrabenen Kreu-
zes nicht preisgeben will. Nachdem
sie ihn 7 Tage in einem Brunnen hat
hungern lassen, verrät er die Stelle.
8 Auf Golgatha werden drei Kreuze
zutage gefördert. Das wahre Kreuz
erkennt man daran, dass es einen
toten Jüngling zum Leben erweckt.
Im Bildhintergrund links das Heilige
Jerusalem, das unverkennbar eine
Darstellung Arezzos ist.
9 Wieder 300 Jahre später raubt der
Perserkönig Chosroes das Kreuz. Er
verhöhnt es, indem er es mit Göt-
zenbildern neben seinem Thron
aufstellen lässt. Der byzantinische
Kaiser Heraklius besiegt ihn in einer
dramatischen Schlacht und lässt ihn
enthaupten. Den knieenden König,
der sein Urteil erwartet, umstehen
drei Mitglieder der Stifterfamilie
Bacci. Man nimmt an, dass ein
Großteil des Bildfelds von Gehilfen
Pieros ausgeführt wurde.
10 Heraklius bringt das Wahre Kreuz
615 nach Jerusalem zurück. Die To-
re öffnen sich erst, als er seine Rüs-
tung abgelegt hat und im Büßerge-
wand um Einlass bittet.
) abgeschlossen. Wer die
Fresken nicht nur vom Kirchenschiff
aus, sondern aus nächster Nähe in der
Cappella Bacci erleben will, muss sich
zu einer Besichtigung (Audioguide in
Englisch) im Büro neben der Kirche
anmelden.
Pieve di Santa Maria
Die ganz aus Sandstein errichtete
Marienkirche (Mitte 12. Jh.), allgemein
nur als die Pieve (Pfarrkirche) bezeich-
net, ist die älteste bestehende Kirche
Arezzos. Ihre in einer späteren Bau-
phase im 13. Jh. entstandene, an Pisa
und Lucca erinnernde romanische
Fassade gilt als eine der schönsten der
Toscana. Wie ein transparentes Gitter
der hinteren Kirchenwand vorgestellt,
 
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