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Arezzo
Geschichte
Ü VII/A/B2
Dank seiner außergewöhnlich günsti-
gen Lage am Kreuzungspunkt von
vier Tälern (Valdarno, Valdichiana, Val
Tiberina und Casentino) erlangte
Arezzo schon vor unserer Zeitrech-
nung Bedeutung. Vom 4. bis 2. Jh.
v. Chr. hatten die Etrusker auf der Col-
lina di Pionta südöstlich des heutigen
Zentrums eine ihrer größten und
mächtigsten Lukumonien (noch in
frühchristlicher Zeit stand dort der
Vorgängerbau des Doms), und unter
Kaiser Augustus war Arretium ein
namhaftes Zentrum des römischen
Imperiums samt Forum, Thermen und
Amphitheater, mit Rom und Florenz
durch die Via Cassia verbunden und
wirtschaftlich bedeutend wegen sei-
ner im ganzen Reich hoch geschätz-
ten korallfarbenen Vasen.
Bereits 270 erhielt die Stadt den ers-
ten Bischofssitz. Ab etwa 1000 ent-
wickelte sich Arezzo unter seinen
Bischöfen, die als Feudalherren neben
ihrer kirchlichen auch weltliche Macht
ausübten, zu einer politischen und kul-
turellen Metropole ersten Ranges mit
einer eigenen Universität. Lange be-
vor 1277 der heutige Dom begonnen
wurde, bauten die Bürger der Stadt in
Konkurrenz zu den Bischöfen die zen-
tral gelegene Pieve Santa Maria Assun-
ta , hinter der Ende des 12. Jh.s der
Marktplatz, die Piazza Grande , ent-
stand. In der Schlacht bei Campaldino
1289 wurde das kaisertreue Arezzo
von den guelfischen Florentinern, auf
deren Seite auch Dante kämpfte, be-
siegt und fortan zum Spielball fremder
„Der letzte mittelalterliche Krieg wurde
1943 und 1944 in Italien geführt. Gegen
befestigte Städte auf berühmten An-
höhen, um die seit dem achten Jahr-
hundert gekämpft worden war, stürz-
ten sich bedenkenlos die Heere neuer
Könige … Wenn die Soldaten mit ihren
Dienstfeldstechern in der gotischen Kir-
che von Arezzo hochschauten, trafen
sie in den Fresken Piero della Frances-
cas auf die Gesichter ihrer Zeitgenos-
sen.“ (Michael Ondaatje, 1992)
Einst eine bedeutende Etruskersied-
lung am Westabhang des Apennin, ist
Arezzo heute eine typisch toscanische
Provinzhauptstadt mit fast 100.000
Einwohnern. Gesichtslose Betonbur-
gen und billige Wohnsiedlungen sind
der erste, wenig einladende Eindruck,
doch die ursprünglich terrassenförmig
an einem Hügel angelegte Oberstadt
um den Dom hat sich ihr mittelalterli-
ches Aussehen weitgehend bewahrt.
Nach Pisa und Lucca war Arezzo die
dritte toscanische Kommune gewe-
sen, die sich das Recht nahm, Konsuln
zu wählen; im 12. und 13. Jh. erlebte
sie ihre Blüte als freie Stadtrepublik.
Zu dieser Zeit entstanden das Rat-
haus, der Dom, die romanischen Kir-
chen, die prächtigen Palazzi, das Ge-
burtshaus Petrarcas und die ganz und
gar außergewöhnliche Piazza Grande
mit ihren Turmhäusern und hölzernen
Balkonen, die sich jeden ersten Sonn-
tag im Monat in den größten Floh-
und Antiquitätenmarkt der Toscana
verwandelt.
 
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