Travel Reference
In-Depth Information
Der Palio
Ein unvergleichliches und entsprechend
vermarktetes Spektakel, aber trotzdem
weit mehr als bloß ein farbenfrohes
Volksfest. Zweimal im Jahr - und in
vollem Ernst und nicht nur zum Gaudi-
um der Touristen - verwandelt sich die
Stadt in ein kolossales historisches
Theater, in dem Reiter der verschiede-
nen Contrade um den Palio (lat. palli-
um), ein Seidenbanner mit der Madon-
na, kämpfen. Von einem „mittelalterli-
chen Pferderennen“ oder gar „Sport-
ereignis“ ist das strenge und unbeugsa-
me Ritual weiter entfernt als der Mond.
Das traditionell in Fraktionen zerris-
sene Siena erfand schon im 11. Jh.
zirzensische Kampf- und Wettspiele al-
ler Art, um die ständigen Feindseligkei-
ten innerhalb der Stadt in gemäßigtere
Bahnen zu lenken. Geblieben ist das
raue, waghalsige Rennen auf ungesat-
telten Pferden rund um den Campo,
das zu Ehren von Mariä Himmelfahrt an
jedem 16. August und seit 1594 aus
Anlass des „Wunders“ der Maria di Pro-
venzano zusätzlich an jedem 2. Juli
stattfindet. Von den 17 Contraden dür-
fen aus Sicherheitsgründen immer nur
10 teilnehmen (sieben, die beim letzten
Palio nicht dabei waren, und drei, die
dazugelost werden), doch mörderisch
genug ist die wilde Hatz noch immer,
und die Tierschützer Italiens gehen seit
Jahren auf die Barrikaden, das „barbari-
sche Steinzeitspektakel“ endlich abzu-
setzen.
Das Rennen selbst dauert nur weni-
ge Minuten, doch schon Wochen zuvor
beginnen nach festen, eingeübten Ri-
tualen die Vorbereitungen, die genauso
wichtig genommen werden wie das Er-
eignis selbst. Eine Woche vor dem
Kampf wird die Außenbahn des Campo
mit Sand aufgeschüttet (und die beson-
 
Search WWH ::




Custom Search