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Südfassade, von der man einen fantas-
tischen Blick auf den Dom und die
übrige Stadt hat. Im Übrigen lohnt al-
lein schon die Maestà Duccios den
Besuch des Museums.
Im Erdgeschoss (Galleria delle Sta-
tue) sind die wertvollsten Original-
skulpturen Giovanni Pisanos von der
Domfassade geborgen (darunter ein
schöner Platon). Sehr eindrucksvoll
auch Donatellos Marmor-Tondo Ma-
donna mit Kind und ein Steinrelief von
Jacopo della Quercia.
Die Nummerierung der Säle (chro-
nologische Anordnung) beginnt im
Obergeschoss!
Saal 1. Hauptblickfang in Saal 1 ist
die suggestive Madonna degli Occhi
Grossi (Madonna mit den großen Au-
gen). Wie ein Totem aus einer frem-
den, „exotischen“ Welt. Das älteste er-
haltene Zeugnis sienesischer Malerei
(um 1210) war einst Hauptaltarbild
des Doms, vor dem die Sienesen den
Fahneneid schworen (s. Exkurs „Civi-
tas Virginis“). Genau betrachtet ist es
ein Flachrelief, das nachträglich be-
malt wurde.
Weitere Höhepunkte sind ein Altar-
bild mit vier Heiligen des Ambrogio
Lorenzetti (um 1340) und eine neun-
teilige Bebilderung des Credo (Die
Glaubenssätze) von Taddeo di Bartolo.
Umrahmt von eigenwilligen „Porträts“
des Sodoma zwei Preziosen von Sano
di Pietro (1408-1481), die durch ihre
intensive Farbgebung wie ihr Sujet fas-
zinieren: San Bernardino predigt vor
dem Palazzo Pubblico und vor seiner
Stammkirche San Francesco, Frauen
und Männer durch Stoffbahnen strikt
voneinander geschieden.
Durch die Säle 2 und 3 führt der
Weg zum „Panorama“ des Facciatone .
Saal 6 (Sala di Duccio). Die ur-
sprünglich beidseitig bemalte, 5 mal
4,68 m große und am Hochaltar aus-
gestellte Maestà wurde 1771 ausein-
ander gesägt, um in Kapellen des Doms
Platz zu finden. Seit der Überführung
ins Dommuseum (1878) fehlen sämtli-
che Tafeln der Predella (Fußstück) und
des Giebels, von denen einige sich in
Museen befinden (London, New York,
Washington) und andere als verschol-
len gelten (s. Exkurs „Civitas Virginis“).
Man hat Duccios Meisterwerk zu
Recht als „die Geburt des modernen
Raumes“ gefeiert, „ein in aller Malerei
bis dahin unerreichtes Maß an Zusam-
menhang und Standfestigkeit“. Mehr
noch als auf dem Kultbild selbst wird
sein Können auf der Rückseite deut-
lich, auf der der Erzähler (oder besser:
Dichter) Duccio zu Wort kommt.
Die 14, großteils noch einmal unter-
teilten Tafeln (insgesamt 26, zu lesen
ab dem Einzug in Jerusalem links un-
ten) illustrieren Stationen aus dem Le-
ben Jesu. Der erste Eindruck eines Co-
mics ist gar nicht so falsch, denn
genauso war es auch gedacht: eine
Geschichte in Bildern zu erzählen. Oh-
ne Rücksicht auf Tradition oder Mari-
enkult (die das Hauptbild deshalb stär-
ker an byzantinische Vorgaben bindet)
entzündet Duccio in den Miniaturen
ein Feuerwerk nie gesehener pers-
pektivischer und dramatischer Kon-
stellationen. Die immer wiederkeh-
renden Stadtansichten (Tore, Säle, Hö-
fe, Loggien, Treppen, Türen) suggerie-
 
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