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ner fielen, mehr als 15.000 gerieten in
Gefangenschaft. Der Papst exkommu-
nizierte die gesamte Stadt, und Sienas
Kaufleute und Bankiers erlebten
bange Jahre, da viele ihrer Geschäfts-
partner mit Berufung auf den Kirchen-
bann ihre Schulden nicht mehr be-
glichen.
Nach dem Ende der Staufer (1268)
und der ausgleichenden Niederlage
gegen Florenz bei Colle di Val d'Elsa
(1269) übernahmen Guelfen in der
ehemaligen Ghibellinenhochburg das
Ruder.
Unter dem Regime des
Rats der
Neun
(Consiglio dei Nove,
1287-
1355) erlebte Siena die mit Abstand
längste Friedensperiode seiner Ge-
schichte, ehe die
Pest von 1348
den
Aufstieg der Stadt jäh stoppte. Fast
zwei Drittel seiner 60-80.000 Einwoh-
ner erlagen der Seuche, und die da-
rauffolgenden politischen Unruhen
und ökonomischen Turbulenzen er-
schütterten die Republik bis in ihre
Grundfeste. Dem vermochten auch
Sienas große Heilsgestalten, die
hl. Ca-
terina
(1347-1380) und der feurige
Prediger
San Bernardino
(1380-1444),
nicht abzuhelfen. Sienas „frühkapitalis-
tische“ Erfolgsformel „Rohstoffe, Ban-
ken, Grundbesitz“ erwies sich im An-
gesicht der von Florenz ausgehenden
Zeichen der „Neuen Zeit“ (Pragmatis-
mus, Wissenschaft, verarbeitende In-
dustrien) als überholt.
1355 stürzte der Adel mit Unterstüt-
zung der
popolani
(Handwerker und
kleine Gewerbetreibende) den Rat der
Neun, 1371, noch vor den
Ciompi
in
Florenz, revoltierten die Wollweber.
Trotz aller Zerreißproben blieb Siena -
von Unterbrechungen abgesehen -
noch fast 200 Jahre lang eine freie und
souveräne Stadtrepublik, aber ihre
Zeit war abgelaufen. Die Ära der
Kleinstaaten war vorbei, und Italien
wurde zunehmend zum Spielball der
europäischen Großmächte.
1530 rückte Kaiser Karl V. von Spa-
nien, der mit Hilfe der Medici bereits
der Republik Florenz den Garaus ge-
macht hatte, in die Stadt ein. Die Sie-
nesen verteidigten ihre Unabhängig-
keit im Bündnis mit den Franzosen bis
aufs Messer und vertrieben die kaiser-
lichen Statthalter wieder. Der darauf-
folgenden jahrelangen Belagerung
durch Cosimo I. und seine Söldner-
truppen konnten sie auf Dauer nicht
widerstehen;
1555
kapitulierten die
letzten der 8000 noch übrig geblie-
benen Bewohner der Stadt. Einige
hundert Männer und Frauen flohen
nach
Montalcino
und erhielten die
letzte freie Stadtrepublik Italiens pro
forma noch vier weitere Jahre am Le-
ben, ehe auch sie fielen.
1865
war Siena die erste Stadt der
Toscana, die sich per Volksentscheid
dem neuen italienischen Staat an-
schloss.
Kunst
Welche Stadt hat schon einer
Farbe
ihren Namen gegeben? Das warme,
leuchtende, ins Bräunliche changie-
rende Rostrot der Sieneser Lehmbö-
den, die Farbe der Sieneser Maler, ist
ein für allemal als
Siena
in den Sprach-
schatz der Welt eingegangen.