Travel Reference
In-Depth Information
ge, Plätze, Häuserreihen - entstand im
Wesentlichen in jenen sechs Jahrzehn-
ten. In größerem Umfang verändert
hat Siena sich nur noch einmal, rund
100 Jahre später, in der kurzen Zeit-
spanne (1460-1480), als Piccolomini
Päpste waren und die älteste noch
heute bestehende Bank der Welt be-
gründet wurde. Seit der Eroberung
durch Florenz (1555) entstanden prak-
tisch überhaupt keine nennenswerten
Bauten mehr im Kern der Stadt.
degeschäfte und der reichhaltigen Sil-
ber- und Erzvorkommen der nahen
Colline Metallifere bildete sich schon
sehr viel früher als in Florenz eine
selbstbewusste Bürgerschaft heraus,
die immer offener gegen Bischöfe und
Feudaladel rebellierte und sich 1147
zur freien Kommune erklärte. Selbst-
gewählte Konsuln übernahmen die
Macht, der Landadel wurde gezwun-
gen, seine Kastelle zu räumen und sich
innerhalb der Stadtmauern niederzu-
lassen, und unter der Protektion der
staufischen Kaiser entstanden die ers-
ten „globalen“ Banken und Handels-
gesellschaften der Moderne, deren
Dienste selbst englische Königshäuser
und römische Päpste in Anspruch
nahmen.
Zur gleichen Zeit begannen die
endlosen ökonomischen und macht-
politischen Rivalitäten mit Florenz, zu-
sätzlich zugespitzt durch den wach-
senden Zwist zwischen Papst und Kai-
sertum, Guelfen und Ghibellinen, die
die Stadt in einen nahezu pausenlosen
Kriegszustand nach außen wie innen
versetzten: Kaufleute kämpften gegen
Adelige, Terzi (Stadtdrittel) gegen Terzi
und Contrade (Unterbezirke) gegen
Contrade. Immer neue Spiele um
Macht und Wohlstand und immer
neue Varianten republikanischer Re-
gierungsformen wurden erprobt, und
immer von neuem, ähnlich wie in Flo-
renz, drohte mal der Geburts- und mal
der Geldadel die Macht zu usurpieren.
1260 besiegte Siena in der blutigs-
ten Schlacht des italienischen Mittelal-
ters das florentinisch-päpstliche Heer
bei Montaperti; über 10.000 Florenti-
Geschichte
„Einst hatten die Bürger der Stadt Siena
einen Feldherrn, der sie von feindlichem
Druck befreit hatte; täglich berieten sie,
wie er zu entlohnen sei, und urteilten,
keine Belohnung, die in ihren Kräften
stände, wäre groß genug, selbst nicht
wenn sie ihn zum Herrn der Stadt
machten. Endlich erhob sich einer und
meinte: Lasst uns ihn umbringen und
dann als Stadtheiligen anbeten. Und so
ist man mit ihm verfahren.“ (Jacob
Burckhardt, 1860)
Da weder Etrusker noch Römer auf
ihren Hügeln ernsthaft siedelten, führ-
ten die geltungsbedürftigen Sienesen
ihre Ursprünge auf Senio, einen der
Söhne Remus' zurück. Dieser Legende
verdanken sie ihr Wappentier, die rö-
mische Wölfin, die Romulus und Re-
mus säugte. Tatsächlich erblickte Siena
erst als spätrömische Kolonie Sena Ju-
lia das Licht der Welt. Der kleine Bi-
schofssitz (313) an der Via Clodia, der
späteren Frankenstraße, reüssierte,
und dank lukrativer Woll- und Getrei-
 
Search WWH ::




Custom Search