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Colline Metallifere
nach Kupfer, Silber, Eisen, Erz, Alaun,
Bor, Quecksilber, Kristallen und ande-
rem mehr. 1225 wurde in Massa Marit-
tima der erste Bergbaukodex der Welt
aufgestellt. Erst seit weniger als dreißig
Jahren ruhen die meisten der alten
Bergwerke und Ausgrabungsstätten.
Nicht, dass es nichts mehr auszugra-
ben gäbe, aber die Knochenarbeit
lohnt nicht mehr, die Metalle bzw. Ei-
senerze werden heute aus Afrika, Süd-
amerika, Zentralasien importiert.
Die „metallträchtigen Hügel“ ziehen
sich zwischen Siena und dem Chianti
im Westen bis zu den flachen Küsten-
ebenen Pisas, Livornos und Grossetos
hin. Rund 3000 Jahre gruben und
schürften hier Etrusker und Römer,
Feudalherren und Kirchenfürsten, die
Stadtrepubliken Siena und Pisa, die
Medici, die toscanischen Großher-
zöge und zuletzt der italienische Staat
Valli del Diavolo
Die feuerspeienden Erdspalten und übel riechenden Dämpfe (putizze) , das Zischen und
Blubbern der Schwefelquellen und kochenden Schlammhügel ließen Dante und seine
Zeitgenossen glauben, sie sähen das Inferno, die Pforte zur Hölle, vor sich. Ende des
19. Jh.s entstanden hier die ersten und größten geothermischen Anlagen der Welt, die
aus heißem Wasserdampf Strom erzeugten, und heute erwecken die Täler mit ihren
bizarren Kühltürmen und sich kilometerlang über die Hügel windenden Schlangen aus
Stahl und Aluminium eher Assoziationen an Cristo und „Land Art“.
Nirgendwo auf dem Kontinent ist es unter der Erdoberfläche so heiß wie hier. Der
vulkanische Magmabrei nur wenige hundert Meter unter der dünnen Erdkruste bringt
das im Erdinnern zirkulierende Wasser zum Kochen und stößt es unter ungeheurem
Druck durch Risse und Spalten an die Oberfläche. Schon die Etrusker nutzten die in la-
goni, brodelnden Tümpeln und Teichen zutage tretenden Borsalze als Heilmittel und für
die Glasur ihrer Keramiken, im Mittelalter gewann man Schwefel, Vitriol und Alaun, das
Volterraner Händler und Kaufleute in ganz Italien vertrieben. 1777 entdeckte Francesco
Hoefer, Direktor der habsburgisch-großherzöglichen Apotheken, die bis dahin aus Zen-
tralasien eingeführte Borsäure von neuem, ehe der Franzose Francois de Larderel 1818
eine Methode fand, sie auch industriell zu fördern. Nach ihm ist heute der Ort benannt,
der das Zentrum der sich über eine Fläche von nahezu 200 km 2 erstreckenden Teufels-
täler bildet - Larderello. Seit 1905 nutzt
man die heißen Dämpfe fast ausschließlich
zur Gewinnung von Energie, die von der
staatlichen ENEL heute in das gesamtitalie-
nische Netz eingespeist wird (nahezu
4 Milliarden kWh im Jahr), und die einen
Großteil der italienischen Eisenbahn und
bis zu 45 % der toscanischen Haushalte
mit Strom versorgt. Was einst als Eingang
zur Hölle erschien, gilt heute als Monu-
ment sanfter Naturnutzung.
 
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