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Das rechte Schiff ist mit
Szenen aus
dem Neuen Testament
ausgemalt (um
1360). Das Werk des
Barna da Siena,
ein Schüler
Simone Martinis,
ist eines
der monumentalsten Christus-Zyklen
der italienischen Malerei überhaupt.
Es beginnt oben rechts mit Verkündi-
gung, Geburt, Anbetung der Könige
und Flucht nach Ägypten, setzt sich
mit den Wundertaten Jesu fort (Hei-
lung des Lazarus, Vermehrung der
Brote) und endet mit den Ereignissen
zwischen Abendmahl und Aufer-
stehung. Mit dem Ablauf der Chronik
wer-den die Darstellungen immer wüs-
ter, kriegerischer, „mittelalterlicher“.
Während der Ausarbeitung der gran-
diosen
Kreuzigung
soll Barna vom
Gerüst auf den Kirchenboden gestürzt
sein und sich den Hals gebrochen ha-
ben - so zumindest übermittelte es
200 Jahre später Vasari, dessen „Vi-
ten“ aber bekanntlich mit Vorsicht zu
genießen sind. Einige Kunsthistoriker
schreiben das Werk heute eher
Lippo
Memmi,
dem Schwager Simone Mar-
tinis zu.
Der Marmorsarkophag der von
Giu-
liano
und
Benedetto da Maiano
gestal-
teten
Cappella di Santa Fina
(1468)
am Ende des rechten Schiffs enthielt
die Gebeine der 1253 verstorbenen
Stadtheiligen. 1475 malte sich
Do-
menico Ghirlandaio
aus, wie der
hl. Gregor dem siechen Mädchen (das
bereits einen Heiligenschein trägt)
den Tod verkündet, daneben stellte er
ihre Totenfeier vor dem Hintergrund
der Türme von San Gimignano dar -
und porträtierte sich selbst gleich links
hinter dem Bischof.
Palazzo Comunale & Pinacoteca
In dem aufregend schönen, erst 1332
angebauten
Innenhof
des Palazzo del
Popolo wurde Recht gesprochen. Das
große Fresko des
Sodoma
(1507) zeigt
den
hl. Ivo,
den Schutzpatron der
Rechtsgelehrten bzw. eher „Rechtsver-
dreher“, wie die nachträglich ange-
brachte Handschrift auf dem Richter-
pult suggeriert:
„Ich verspreche dir,
dass du gewinnen wirst, wenn du dich
mit deinem Geldbeutel beeilst“
. Darun-
ter halten zwei Putten das Machiavelli-
Wappen.
Über eine gedeckte Freitreppe schritt
der Podestà zur freskengeschmückten
Sala del Consiglio.
Sie heißt auch
Sala
di Dante,
seit der große Dichter hier
1300 im Auftrag der Florentiner eine
flammende Rede für die „gemeinsame
guelfische Sache“ hielt (offenbar ohne
Erfolg). Die monumentale
Maestà
des
Lippo Memmi
(1317), ganz offensich-
lich von Simone Martinis Fresko im
Ratssaal von Siena inspiriert, wurde
aufgrund von Umbauten im 15. Jh.
von dem Florentiner
Benozzo Gozzoli
teilweise übermalt (und womöglich
auch etwas „zensiert“). Über die be-
langlosen Jagd- und Turnierszenen ei-
nes
Anzo da Siena
lesen wir in der Bro-
schüre der Stadtverwaltung den denk-
würdigen Satz „Dante sah diese
Malereien“. Nun denn.
Weitaus aufregender sind da jeden-
falls die erotischen Fresken von
Mem-
mo di Filippuccio
und
Niccolò da Seg-
na
in der
Camera del Podestà
gegen-
über dem Ratssaal. Sie erzählen von
der „wahren“ und der „falschen“ Liebe
und gewähren nicht nur ausgespro-