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nach dem Zweiten Weltkrieg (offiziell
1967) abgeschafft. Die Bauern sind
noch heute die Bauern (außer dass sie
das Land, das sie bearbeiten, heute
womöglich auch besitzen), während
sich der Adel zunehmend in eine mul-
tikulturelle Finanzaristokratie verwan-
delt hat, die exklusive Landhotels und
Weingüter für die Konsumelite dieser
Welt betreibt.
Während die Weine im Lauf der letz-
ten Jahrzehnte ohne Zweifel immer
besser geworden sind (wenn auch iro-
nischerweise bis zu einem Punkt, an
dem sie oft nicht mehr als „Chianti“
klassifiziert werden dürfen), hat sich
die klassische Landschaft des Chianti
durch den Rebanbau deutlich zu
ihrem Nachteil verändert. Aus maleri-
schen, natursteinummauerten Terras-
sen, die sich an sanfte, mit Ölbäumen
und Zypressen bestandene Hügel an-
schmiegen, sind weiträumig planierte
Anbauflächen geworden, die das Land
ihrer natürlichen Vegetation berauben
und das wellig-harmonische Terrain zu
nivellieren beginnen. Wer nicht weiß,
wie es im Chianti noch vor 20, ja 10
Jahren ausgesehen hat, wird den Ver-
lust freilich kaum bemerken, und im
Vergleich zu so manch anderen
großen Weinbaugebieten der Welt -
Piemont, Bordeaux, Baden, Burgund -
mag das Chianti gar heute noch als
geradezu „ursprünglich und unbe-
rührt“ durchgehen.
So oder so, ohne seinen unermüdli-
chen „Herzschrittmacher“, den Wein,
wäre das „Herz der Toscana“ heute
schon lange am Ende. Und ohne den
Mythos des Gallo Nero, des legen-
dären Schwarzen Hahns als erstem
Markenzeichen der Welt, gäbe es mit
Sicherheit nicht jene Besuchermassen,
die sich jedes Jahr zwischen Ostern
und Oktober durch die „alte Kultur-
landschaft“ des Chianti wälzen.
Überblick & Orientierung 6
Mehr noch als für andere Regionen ist
eine gute Straßenkarte unentbehrlich,
da gerade die Burgen, Schlösser und
Weingüter, die den Reiz des Chianti
ausmachen, auf den meisten Karten
nicht verzeichnet sind.
Die klassische Route folgt der tradi-
tionsreichen Chiantigiana (SS 222)
von Florenz nach Siena. Von Florenz
aus erreicht man sie am besten über
die Autobahnausfahrt Firenze - Certo-
sa; beim Kreisverkehr nimmt man die
Via Cassia Richtung San Casciano und
biegt nach ca. 1 km nach Impruneta
(14 km) ab. Über Greve (31 km) und
Castellina (51 km) führt die SS 222 bis
nach Siena (74 km), während die
SS 429 von Castellina nach Radda
(67 km) und Gaiole (77 km) führt. Von
Gaiole gelangt man über Castelnuovo
Berardenga (105 km) oder direkt auf
der SS 408 nach Siena (134 bzw.
107 km).
Die Distanzen sind kurz, aber die
Wege lang. Die Landstraßen des Chi-
anti sind alles andere als Rennstrecken,
die Ausschilderung ist oftmals verwir-
rend oder inexistent, und jede Abwei-
chung, sei es, dass man sich verfahren
hat oder ein Kastell oder Weingut be-
suchen will, führt fast unweigerlich zu
unvorhergesehenen Verzögerungen.
 
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