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Chianti Classico
Kern noch heute teils bäuerlich und
teils aristokratisch geprägt. Wie vor
500 und 1000 Jahren dominieren
Bur-
gen, Schlösser
und
Abteien
das Land
(fast ausnahmlos Sitze renommierter
Weingüter und Luxushotels), gibt es
aber weder bedeutende Städte und
Ortschaften
(Greve in Chianti,
der ein-
zige größere Ort, entstand im Grunde
erst nach der Vereinigung Italiens im
19. Jh.) noch Kirchen oder Baudenk-
mäler, und selbst die charakteristi-
schen „pittoresken Dörfer“ der Tosca-
na bilden hier eher die Ausnahme als
die Regel. Die ursprünglichen feuda-
len Strukturen sind noch heute aller-
orts evident in Form trutziger, selbst-
genügsamer Kastelle und Abteien, die,
anders als in der übrigen Toscana, nie
feste, dauerhafte Ansiedlungen um
sich herum ausbildeten.
Erst zur Blütezeit der Kommunen, als
der Handel im ganzen Land explodier-
te, wuchsen in den Tälern erste be-
scheidene Marktflecken unter dem
Schutz der Lehnsherren heran, die ihre
Burgen im Lauf des 16. Jh.s in prächti-
ge Villen und Güter umzuwandeln
und in die Landwirtschaft zu inves-
tieren begannen. Schon Mitte des
16. Jh.s bildeten die Weine den wich-
tigsten Wirtschaftsfaktor und wurden
bis nach England exportiert. Die
Mez-
zadria,
die Halbpacht, eine neue und
„ökonomischere“ Form der Leibeigen-
schaft, entstand, bei der die Bauern
die Arbeit und Verantwortung hatten,
aber nur die Hälfte der Erträge erhiel-
ten. Vom Chianti aus eroberte dieses
System nach und nach die gesamte
Toscana und wurde im Grunde erst
Es gibt lieblichere, ursprünglichere
und abwechslungsreichere Landschaf-
ten, und trotzdem gilt das Land der
sanft gewellten Hügelketten zwischen
Florenz und Siena nicht ganz zu Un-
recht als das „Herz der Toscana“.
Mönche und Adelige bauten hier,
auf Höhen zwischen 250 und 550 m,
schon im Mittelalter den berühmtes-
ten Wein Italiens an. Da es für diesen
Wein jedoch weder historisch noch
geografisch eindeutige Kriterien gab
und gibt, nennt man das Zentrum der
Region mit den fünf „klassischen“ Er-
zeugerorten der mittelalterlichen
Lega
del Chianti
-
Greve
und
Castellina
in
der heutigen Provinz Florenz,
Radda,
Gaiole
und
Castelnuovo Berardenga
in
der heutigen Provinz Siena - das
Chi-
anti Classico
.
Wer heutzutage voller Bewunde-
rung auf die „schöne alte“ Kulturland-
schaft blickt, irrt allerdings gewaltig.
Denn zumindest bis zum 16. Jh., ehe
es den von Kaufleuten zu Adeligen
aufgestiegenen Medici gelang, den
ewigen Widersacher Siena auszu-
schalten und ihre Macht über die ge-
samte Toscana auszudehnen, glichen
die sanften Hügel und lieblichen Täler
der Region eher verbrannten und ver-
dorrten Schlachtfeldern, nur hin und
wieder durchbrochen von kleinen ver-
sprengten Trutzburgen und ärmlichen
Marktflecken, die mal dem einen, mal
dem anderen Tribut schuldeten und
sich eher schlecht als recht über Was-
ser hielten. Aufgrund seiner Geschich-
te ist das Chianti Classico in seinem