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schichte des Gürtels (1337). Doch natür-
lich sind auch die Lippis vertreten,
auch sie in enger Verbindung zu Prato.
1453 schuf Vater Filippo eine Madon-
na del Ceppo (so nannte sich eine ge-
meinnützige Stiftung der Datini), in
der der mächtige Francesco Datini als
kleine Stifterfigur demütig zu Füßen
der thronenden Jungfrau kniet. Wäh-
rend seiner Zeit in Prato illustrierte Fi-
lippo (zusammen mit Fra Diamante)
auch die Geschichte der Gürtelreli-
quie: seine Madonna della Cintola fährt
bereits in der Glorie gen Himmel auf,
als sie dem ungläubigen Thomas ihren
Gürtel reicht. Von seinem 1457 in Pra-
to geborenen Sohn Filippino ist u. a.
ein Tabernakel zu sehen, das er für das
Haus seiner Mutter verfertigt haben
soll; eine Madonna mit dem Domheili-
gen Stephanus und Johannes (1501)
rührt durch die stumme Zwiesprache
zwischen dem struppigen Täufer und
dem neugierigen Jesuskind.
Auch Luca Signorelli, Andrea della
Robbia und Benedetto da Maiano be-
gegnet man auf dem Rundgang. Spä-
tere Generationen sind durch so unter-
schiedliche Künstler wie z. B. Jan van
Kessel, Alessandro Salucci, Antonio Ma-
rini und Alessandro Franchi vertreten.
seiner glühenden Predigten. Die ab-
gelösten Fresken und/oder Entwürfe
stammen von Künstlern wie Niccolò
Gerini, Agnolo Gaddi und Paolo Uccel-
lo. Insbesondere die Vorzeichnungen
(Sinopien) mit Rötelstift geben einen
guten Einblick in die Technik der Fres-
komalerei. Da jeder Sinopie in einem
Schaukasten eine Abbildung des er-
haltenen Freskos beigefügt ist, lassen
sich auch Varianten erkennen bzw.
fehlende Stellen rekonstruieren.
Castello dell'Imperatore
Ein einzigartiges Beispiel staufi-
scher Architektur in Mittelitalien stellt
die massive Kaiserburg mitten im Zen-
trum von Prato dar. Friedrich II. ließ sie
in der damals kaisertreuen Ghibel-
linenstadt 1237-1248 als Stützpunkt
für seine Armeen zwischen Deutsch-
land und seinen Herrschaftsgebieten
in Sizilien, Kampanien und Apulien er-
richten.
Das imposante Kastell besticht durch
seinen klaren quadratischen Aufbau
und die perfekte Symmetrie seiner
Formen. Die vier Wachtürme mit qua-
dratischem Unterbau waren bis 1768
etwa doppelt so hoch wie die heuti-
gen; der ghibellinische Zinnenkranz,
der die Außenmauern der begehbaren
Wehrgänge krönt (kein Zutritt wegen
Einsturzgefahr), ist eine Rekonstruktion
des 20. Jahrhunderts. Der einst von
Säulengängen umgebene Innenhof
wurde im Lauf der Jahrhunderte seiner
ursprünglichen Bebauung beraubt.
Schräg gegenüber der Festung erhebt
sich an der Stelle der ehemaligen Ker-
ker der Zentralbau der Renaissance-
Museo di Pittura Murale
Vom Kreuzgang der gotischen Kir-
che San Domenico (Seiteneingang von
Giovanni Pisano, 1317, im Innern
barockisiert) hat man Zugang zum Mu-
seum für Wandmalerei. In dem weit-
läufigen Kloster aus dem 14. Jh., in
dem das Museum untergebracht ist,
hielt Savonarola im April 1496 eine
 
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