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Calcio Storico
Das Gegenstück zum Palio von Siena, nur weit weniger bekannt, ist der „historische
Fußball“ von Florenz. Gegen den nach angeblich altrömischer Sitte gepflegten Calcio
mutet der vom „fairen“ Britannien erfundene Fußball unserer Tage freilich wie eine mo-
derate Form der Krankengymnastik an.
Der Kenner fühlt sich beim Calcio eher an rustikale Vorformen von Rugby, Catchen
und American Football erinnert, wenn sie auch mit farbenprächtigen Kostümen des
16. Jh. einhergehen; daher trägt das Ereignis auch den Beinamen Calcio in Costume . Das
raue „Spiel“ soll bei den Florentinern während der monatelangen Belagerung der Stadt
durch die Truppen Kaiser Karls V. wieder in Mode gekommen sein.
Die gegnerischen Mannschaften kommen aus den vier ältesten Stadtteilen San Gio-
vanni (Dom), Santa Croce, Santa Maria Novella und S anto Spirito. Die Spielregeln sind re-
lativ einfach: jedes Team besteht aus 27 Spielern, die einen Lederball in ein ausgespann-
tes Netz zu bugsieren haben, mit welchen Mitteln oder Körperteilen auch immer. (Die
meisten der robusten Muskelberge sind im „Zivilleben“ heute Rausschmeißer von Dis-
kotheken). Nach Vorrunde n , die im Mai/Juni am traditionellen Austragungsort der Piaz-
za Santa Croce stattfinde n , fällt das Endspiel üblicherweise mit dem Johannestag (24. Ju-
ni, s. u.) zusammen.
Das Fest beginnt um 16 Uhr mit einem historischen Umzug durch die Altstadt, be-
gleitet von Fanfaren und Fahnenträgern. Am Abend wird wie in Siena im Quartier des
Siegers ausgiebig gezecht und gefeiert.
züge finden heute freilich an der Ri-
viera, in Viareggio, statt.
Festa di San Giovanni (24. Juni)
Der Namenstag des Schutzpatrons
von Florenz (Johannes der Täufer) en-
det mit einem spektakulären Feuer-
werk über der Stadt. Voraus gehen
u. a. das Endspiel des Calcio Storico
(s. Exkurs) und ein Ruderrennen auf
dem Arno zwischen Ponte Trinità und
Uffizien.
Scioppio del Carro (Ostersonntag)
Das zirzensische Spektakel des ex-
plodierenden Wagens geht auf früh-
christlich-heidnische Riten zurück
(Feuerprobe, „Schicksalsweisung“).
Während man im Dom aus Freude
über die Auferstehung Christi ein
„Gloria“ anstimmt, entzündet ein Pries-
ter am Altar eine Rakete in Gestalt ei-
ner weißen Taube (colombina ).
Von einem Drahtseil gelenkt „fliegt“
sie durch die Kirche und trifft draußen
auf dem Platz - so Gott will - auf einen
mit Feuerwerkskörpern geschmückten
Ochsenkarren. Je höllischer der Lärm
dabei ist, desto besser soll die Ernte
und das Kirchenjahr werden.
La Rificulona (7. Sept.)
Das Laternenfest feiert den Geburts-
tag der Jungfrau Maria. In allen Fens-
tern hängen erleuchtete Lampions, die
schönsten und aufwendigen werden
an hohen Stangen durch die Straßen
und am Arno entlang getragen.
 
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