Travel Reference
In-Depth Information
Santa Maria Novella
maltes Kreuz, um 1300), die nach über
12-jähriger Restaurierung - seit 2001 -
wieder an ihrem alten Platz, rund vier-
einhalb Meter über dem Fußboden-
niveau im Zentrum der Kirche hängt.
(Ursprünglich war sie an der Fassade
des Lettners befestigt, einer Mauer, die
bis ins 16. Jh. den Innenraum aller
großer Kirchen in Sektionen für Klerus
und Laienschaft unterteilte.) Giottos
bahnbrechende Leistung, die ihn zum
Innovator der westlichen Malerei er-
hob, besteht aus dem auf die Renais-
sance vorausweisenden Realismus -
der Körper des Gekreuzigten klebt
nicht mehr wie ein flaches Abziehbild
auf dem Holz, sondern hebt sich op-
tisch plastisch davon ab.
An der linken Seitenwand, gleich hin-
ter Brunelleschis kunstvoll-schlichter
Marmorkanzel (1443), findet sich das
zweite bedeutende Einzelwerk der Kir-
che. Masaccios Fresko der Trinità
(Dreifaltigkeit, 1426) stellt einen Mei-
lenstein in der Geschichte der Malerei
dar, denn in ihr wurden erstmals die
von Brunelleschi aufgestellten Regeln
der Zentralperspektive angewendet.
Die Fluchtlinien der Komposition, die
zunächst an eine Kreuzigungsgruppe
erinnert, erwecken den Eindruck, als
ob sich die Wand tatsächlich in einen
Raum - eine „Scheinkapelle“ - öffnet,
in dem sich die Figuren befinden. Die
Darstellung der Dreieinigkeit (Christus,
Gottvater und der hl. Geist in Gestalt
einer Taube) wird von Maria, Johannes
und dem außerhalb der gemalten Ka-
pelle knieenden Stifterpaar umgeben.
Der darunter in Grisaille (Grautönen)
gemalte Sarkophag mit dem Skelett
Die weitläufige Piazza S.M. Novella
bildet den Rahmen für die 1246 be-
gonnene Dominikanerkirche, den ers-
ten gotischen Monumentalbau in Flo-
renz, und den links angeschlossenen
Klosterkomplex. Noch bis ins 19. Jh. war
die Piazza Schauplatz des Wagenren-
nens Palio dei Cocchi , bei dem die von
Schildkröten getragenen Obelisken als
Wendepunkte dienten.
Die Fassade der in ihrem Unterbau
Mitte des 14. Jh.s im typischen In-
krustationsstil der Protorenaissance
(San Miniato, Baptisterium) verkleide-
ten Basilika musste wieder einmal lan-
ge auf ihre Vollendung warten, ehe
sich 1456 in dem Großkaufmann Gio-
vanni Rucellai ein finanzkräftiger Mä-
zen fand, der Leon Battista Alberti mit
der Ausführung beauftragte. Albertis
harmonische, streng geometrisch ge-
gliederte Front mit klassischen Versatz-
mustern wie Eckpilastern, Halbsäulen,
Dreiecksgiebel und Seitenvoluten wur-
de richtungsweisend für den Kir-
chenbau der Renaissance und Barock-
zeit. Der Name des Stifters in riesigen
lateinischen Lettern unterhalb des Gie-
bels ist ebenso eine Referenz an Rucel-
lai wie das Emblem seines Handelshau-
ses - ein geblähtes Segel - auf dem
umlaufenden Fries.
Der dreischiffige Innenraum auf go-
tischem Grundriss mit Kreuzrippenge-
wölbe ist reich mit Kunstschätzen der
Frührenaissance (aber auch anderer
Epochen) ausgestattet. Blickfang ist
Giottos majestätische, 5,40 m hohe
und fast 4 m breite Croce Dipinta (be-
 
Search WWH ::




Custom Search