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San Miniato al Monte
Die harmonischen Proportionen und
die feierliche Atmosphäre des
drei-
schiffigen Innenraums
mit offenem
Dachstuhl und wie ein Teppich sich
ausbreitenden Fußbodenintarsien
(1207) nimmt jeden Betrachter gefan-
gen. Bis zur Errichtung des großen Ta-
bernakels in der Mitte des Haupt-
schiffs hatte man beim Betreten der
Kirche vollen Einblick in die
Krypta
un-
ter dem erhöhten Chor, in der die Ge-
beine des
Minias
ruhen; darüber das
große byzantinische
Apsis-Mosaik
mit
dem thronenden Christus im Zentrum,
das mit dem der Fassade korrespon-
diert (um 1297). Die korinthischen Ka-
pitelle sind in der Mehrzahl antik.
Doch nicht alles ist Marmor, was
glänzt: die Säulen des Langhauses
wurden beispielsweise erst im 19. Jh.
mit Marmorimitationen überzogen.
Die tonnengewölbte
Cappella del
Crocifisso
wurde im Jahr 1448 von
Michelozzo
auf Veranlassung Piero de'
Medicis, dessen Insignien deutlich an-
gebracht sind (Diamantring mit Strau-
ßenfeder, die Devise „Semper“), über
einem Altar aus dem 11. Jh. errichtet
und birgt ein wundertätiges Kruzifix.
Die Majoliken innen wie außen stam-
men von
Luca della Robbia
, das Altar-
bild schmücken Tafeln zum Martyrium
des Minias von
Agnolo Gaddi
. Am
Hochchor eine filigran gearbeitete
Marmorkanzel
aus dem 12. Jh., rechts
schließt sich die
Sakristei
mit Fresken
Spinello Aretinos
an (um 1387), die
Episoden aus dem Leben des hl. Bene-
dikt nacherzählen.
Die
Kapelle des Kardinals von Portu-
gal
, der 1459 in Florenz verstorben
Hoch auf einem Hügel des linken Ar-
noufers erhebt sich die vermutlich
äl-
teste Kirche
von Florenz. Der Legen-
de nach wurde sie über dem Grab des
hl. Minias
errichtet, der während der
Christenverfolgungen um 250 ent-
hauptet wurde; der Märtyrer aber soll
seinen abgeschlagenen Kopf wieder-
aufgenommen haben und den Hügel
zum Friedhof hoch gestiegen sein, um
seine letzte Ruhestätte zu finden. In
der Krypta unter dem Chor sind seine
Gebeine aufbewahrt.
Die zweifarbig inkrustierte
Fassade
(um 1090) aus weißem Carrara-Mar-
mor und dunkelgrünem Serpentin
(Verde di Prato)
ist das schönste Bei-
spiel der nur in Florenz beheimateten
romanischen Architektur, die man als
florentiner Protorenaissance
bezeich-
net. Aufgrund des klassischen, streng
geometrischen Aufbaus - unten die
„Triumphbögen“ und Portale einer kai-
serlichen Palastfassade, darüber eine
quadratische Tempelfront - hielten
noch die Renaissance-Baumeister
Brunelleschi und Alberti San Miniato
für antik und nahmen die Dekoratio-
nen als Anregung für ihre eigene Ar-
chitektur. Aufgelockert wird die Fassa-
de durch ein erst im 13. Jh. hinzuge-
kommenes goldgrundiges
Mosaik,
das Christus als Weltenherrscher zwi-
schen Minias und der Madonna zeigt.
Der Adler über dem Dreiecksgiebel ist
das Symbol der einflussreichen
Arte di
Calimala
(Zunft der Kaufleute), die seit
1288 das Patronat über die Kirche
inne hatte.