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ner, respektlos wie immer,
bargello
(Büttel) riefen, was dem Gebäude sei-
nen Namen verlieh. Der mehrstöckige,
wappenverzierte
Innenhof
mit Bo-
gengängen, Brunnen und Freitreppe
aus dem 14. Jh. diente bis 1782 als
Hinrichtungsstätte. Von der offenen
Loggia im Obergeschoss konnte man
bequem dem Spektakel beiwohnen.
Hauptattraktion im Großen Saal im
Erdgeschoss
ist wieder einmal
Michel-
angelo,
von dem sich jedes Museum
der Stadt einige Ausstellungsstücke als
Kassenmagnet gesichert zu haben
scheint. Der
Trunkene Bacchus
ist ein
Frühwerk (1497) und zugleich seine
erste Großplastik, bei der er bereits
meisterhaft die Regeln der klassischen
Bildhauerkunst anwendet. Hinter dem
Weingott mit verschleiertem Blick und
etwas unsicherem Stand verbirgt sich
ein Satyr, den man erst beim Umrun-
den der Figur entdeckt. Der unvoll-
endete
Tondo Pitti
(Madonna mit Kind
und Johannesknabe, 1504/05) zeigt
noch deutlich Spuren des Gradier-
eisens, das zur ersten, groben Bearbei-
tung des Marmors verwandt wird.
Mit der „republikanischen“ Marmor-
büste des
Brutus
(um 1540) spielt Mi-
chelangelo auf die Ermordung des ver-
hassten Medici-Tyrannen
Alessandro I.
durch seinen Vetter Lorenzino an, der
in Florenz als „neuer Brutus“ gefeiert
wurde.
Benvenuto Cellini
, dessen Au-
tobiografie Goethe ins Deutsche über-
setzte, ist mit seinem berühmten
Per-
seus
(1545-54, s. Loggia dei Lanzi)
und der überlebensgroßen Bronzebü-
ste von
Cosimo de'Medici
(1547) ver-
treten, und der aus Flandern zugewan-
derte
Giambologna
mit der manieristi-
schen Marmorgruppe
Florenz siegt
über Pisa
(1570) und einem graziösen
Merkur
(1564), der sich mit geflügelten
Fersen in die Lüfte erhebt. Seine Tier-
bronzen
(Adler, Truthahn, Pfau)
in der
Loggia des Obergeschosses sehen
ihren lebenden Artgenossen fast zum
Verwechseln ähnlich.
Im Großen Saal im
ersten Stock-
werk
wird man um ein Jahrhundert
zurückversetzt, in die Zeit von
Dona-
tello,
dem bahnbrechenden Bildhauer
des Quattrocento. Mit dem bronze-
nen
David,
der seinen jugendlichen
Körper in Siegerpose über dem abge-
schlagenen Haupt des Goliath präsen-
tiert, schuf Donatello die erste frei ste-
hende lebensgroße Aktfigur seit der
Antike (um 1445). Zum Vergleich be-
trachte man Andrea del Verrocchios
androgynen
David
(um 1470) ein
Dante-Büste in einem Geschäft
des gleichnamigen Viertels