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(„der Gichtbrüchige“) 1459 von Be-
nozzo Gozzoli , dem begabtesten Schü-
ler Fra Angelicos, vollständig ausmalen
ließ. Thema sollte ein beliebtes Sujet
des Quattrocento, der Zug der Hei-
ligen Drei Könige sein (s. Exkurs). Die
Aktualität der Thematik lag auf der
Hand. Da die Anhäufung weltlicher
Reichtümer nicht mit den kirchlichen
Geboten in Einklang stand, versuchten
reiche Emporkömmlinge ihr Seelen-
heil zu retten, indem sie, wie die
sagenhaften Weisen, einen Teil ihres
Vermögens der Kirche stifteten. Goz-
zolis filigranes Schatzkästlein, nur so
gespickt mit den Symbolen der Selbst-
herrlichkeit der Medici, vermittelt dem
Betrachter ein beredtes Bild von der
Prachtentfaltung der beginnenden
höfischen Renaissancekultur - das
schlechte Gewissen lässt sich erahnen.
Vecchio 1436, zwei Jahre, nachdem
Florenz ihn aus der Verbannung zu-
rückgerufen hatte, 40.000 Goldflorin
für den Umbau der Kirche und des
Konvents von San Marco, mit dem er
seinen Lieblingsarchitekten Micheloz-
zo beauftragte. Mit den Dominika-
nern, denen er das Kloster überließ,
kam ein Mönch aus Fiesole, der mit
seinen Gehilfen hingebungsvoll die
Zellen und Korridore mit Fresken aus-
schmückte. Seine Zeitgenossen nann-
ten ihn Bruder Angelico , den „Engel-
gleichen“, und es hieß bald, Gott
selbst führe ihm die Hand beim Ma-
len. Tatsächlich überarbeitete Fra An-
gelico seine Bilder nicht, da er in den
ersten, spontanen Ausdruck als den
von Gott gewollten vertraute.
„Seine Heiligen sind die glückseligs-
ten, die je ein Künstler geschaffen
hat“, strickte Vasari an der rührseligen
Legende des frommen Genies, „mal-
te er ein Kruzifix, so benetzten heiße
Tränen seine Wangen.“ Doch tatsäch-
lich vereinen sich tief empfundene
„mittelalterliche“ Religiosität und auf-
geklärtes humanistisches Gedanken-
gut in den Werken des hoch gebilde-
ten Künstlers, die der Sage vom nai-
ven Malermönch widersprechen. Im
Hospiz, der ehemaligen Pilgerherber-
ge, sind Fra Angelicos Hauptwerke
ausgestellt. Blickfang an der Stirn-
wand ist das großartige, 1434-36 für
die Leinweberzunft gefertigte Tripty-
chon der Madonna dei Linaiuoli (mit
Johannes dem Täufer und Johannes
dem Evangelisten bei geöffneten, Pe-
trus und Markus bei geschlossenen
Seitenfügeln). Zum Vergleich: die
Piazza San Marco
Vom Palazzo Medici führt die geschäf-
tige Via Cavour geradewegs zur Piaz-
za San Marco, eine der belebtesten
von Florenz. Studenten der umliegen-
den Institute versammeln sich unter
dem Standbild des Generals Manfredo
Fanti, Buslinien kreuzen hier (z. B.
No. 7 nach Fiesole), und eilige Touris-
tengruppen hasten vom kraftstrotzen-
den David Michelangelos in der na-
hen Accademia zu den sanften Ver-
kündigungsengeln Fra Angelicos im
Kloster San Marco.
Museo di San Marco
„Zur Beruhigung und Erleichterung
seines Gewissens“ stiftete Cosimo il
 
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