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Das „Goldene Zeitalter“
Savonarola
Unter der Herrschaft des Medici-Clans
stieg Florenz zum geistig-kulturellen
Zentrum und zur unangefochtenen
Kunstmetropole in Europa auf. In ei-
ner Epoche weitgehender politischer
und wirtschaftlicher Stabilität förder-
ten die Nachfolger von Cosimo „dem
Alten“, allen voran sein Enkel Lorenzo,
der als einer der hässlichsten Männer
von Florenz galt, aber bereits zu Leb-
zeiten den Beinamen „der Prächtige“
(il Magnifico) erhielt, Literatur, Philoso-
phie, Wissenschaften und Künste in
Florenz. Gleichzeitig waren sie aber ty-
rannische Mäzene voller Machtgier
und Größenwahn, die weder vor Be-
trug noch vor Bestechung zurück-
schreckten.
Lorenzos Drang zur Selbstdarstel-
lung und absolutistischer Regierungs-
stil erregten den Missmut vieler. Wäh-
rend seiner 23-jährigen Herrschaft
hatte er mehrere Mordanschläge zu
überstehen, darunter den der konkur-
rierenden Bankiersfamilie Pazzi , dem
1478 sein Bruder Giuliano während
des Hochamts im Dom zum Opfer
fiel. Bis zu seinem Tod 1492 umgab er
sich mit einem Heer von Spitzeln und
Geheimpolizisten und verfolgte gna-
denlos jede Opposition.
Bereits sein Sohn Piero mit dem be-
zeichnenden Beinamen „der Dumme“
sah sich außerstande, die harte Linie
des Vaters fortzusetzen; als er 1494
Karl VIII. von Frankreich ohne Gegen-
wehr die Tore der Stadt öffnete, jagten
ihn die empörten Florentiner kurzer-
hand davon.
Der Dominikanermönch Girolamo Sa-
vonarola , der in Florenz schon seit ei-
nem Jahrzehnt feurige Predigten ge-
gen die Dekadenz und Verschwen-
dungssucht der Herrschenden hielt
und das Volk zur Buße aufrief, nutzte
die Gunst der Stunde und begründete
eine demokratisch fundierte Verfas-
sung und den Großen Rat der Bür-
gerschaft („Rat der 500“). Sein asketi-
scher Fanatismus störte auf Dauer
aber die Geschäfte, und als seine
mehr als drastische Gesellschaftskritik
auch vor dem Hof des Papstes nicht
Halt machte, der ihn prompt exkom-
munizierte und als Ketzer unter Ankla-
ge stellte, waren die Florentiner froh,
ihn wieder loszuwerden. 1498 wurde
der streitbare Mönch auf der Piazza
Signoria öffentlich erhängt und ver-
brannt.
Die Rückkehr der Medici
Zerrieben zwischen den Sphären der
Großmächte Frankreich im Norden
und Spanien im Süden, die jeweils die
Hoheit über Italien anstrebten, durch-
lebte Florenz noch eine kurze republi-
kanische Phase - 1501 wurde Michel-
angelos David vor dem Palazzo Vec-
chio aufgestellt, Machiavelli war Se-
kretär des Zehnerrats -, bevor die Me-
dici 1512 auf Druck der Spanier und
des Papstes zurückkehrten.
Von Rom aus durch die Medici-
Päpste Leo X. und Clemens VII. regiert,
gelang es den Florentinern 1527 noch
einmal, die verhassten Magnaten aus
 
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