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Im Wettstreit mit Siena, Pisa und
Lucca entfachte die Stadt eine schier
grenzenlose Bautätigkeit. Anstelle
des alten Regierungssitzes Bargello
entstand ab 1299 der Palazzo Vecchio;
bereits zuvor war der Grundstein für
den monumentalen Dom (1296) und
die großen Ordenskirchen Santa Cro-
ce (1294) und Santa Maria Novella
(1246) gelegt worden. Cimabue und
sein Schüler Giotto lösten sich von der
byzantinischen Tradition und wurden
zu Wegbereitern einer neuen Kunst.
Dante und Boccaccio verfassten ihre
Schriften statt in Latein im florentini-
schen „Volgare“ und begründeten da-
mit die italienische Sprache.
Für kurze Zeit vermochten sich die
Ciompi , die ungelernten Tagelöhner,
die die Drecksarbeit des Kämmens,
Kratzens und Reinigens der Wolle be-
sorgten, ein Mitspracherecht zu er-
streiten (einer ihrer Wortführer war
der Vater Donatellos), dann nahmen
die einflussreichen Magnatenfamilien
der Albizzi, Uzzano und Pandolfini
wieder das Heft in die Hand.
Der Aufstieg der Medici
Anhaltende Unruhen und verlustrei-
che Kriege (u. a. gegen Volterra, Luc-
ca) trieben die Staatsverschuldung in
Rekordhöhe und führten zu Protesten
gegen die herrschende Oligarchie so-
gar aus den eigenen Reihen. Die Stun-
de der „neureichen“ Medici, die seit
1385 als Bankiers der Päpste zu Anse-
hen gekommen war, schien gekom-
men, doch der Apparat schlug zurück
und jagte die „Staatsfeinde und Unru-
hestifter“ aus der Stadt. Cosimo il
Vecchio kehrte jedoch „vom Ruf des
einfachen Volkes getragen“ noch vor
Jahresfrist 1434 „im Triumph“ zurück.
Von nun an hatte mit kurzen Unterbre-
chungen mehr als 300 Jahre lang nur
noch eine einzige Familiendynastie in
Florenz das Sagen (s. S. 76f.).
Der gerissene Geschäftsmann und
Diplomat war klug genug, die äußere
Form der Republik zunächst zu wah-
ren; er besetzte die Signoria mit seinen
Gefolgsleuten und regierte Florenz 30
Jahre als graue Eminenz aus dem Hin-
tergrund, bevor er 1464 hoch geehrt
als Pater Patriae, Vater des Vaterlandes,
starb.
Krisen und Revolten
Der steile Weg nach oben erfuhr be-
reits im frühen Trecento erste Rück-
schläge. Belagerungen (durch Mai-
land) und eine Serie militärischer
Niederlagen (gegen Pisa, Lucca) er-
schütterten die Republik, eine schwere
Wirtschaftskrise (der Zusammen-
bruch der Bankhäuser Bardi und Pe-
ruzzi) führte zu einem Wiedererstar-
ken des Adels, der sich mit den niede-
ren Ständen verbündete, und mehrere
Hungersnöte und Naturkatastrophen
kulminierten in der großen Pest von
1348, die die Bevölkerung auf einen
Schlag um fast die Hälfte reduzierte.
Die daraus resultierenden sozialen
Spannungen zwischen Oberschicht
und rechtlosen Lohnarbeitern führten
1378 zum Tumulto dei Ciompi, dem ers-
ten großen organisierten Arbeiterauf-
stand der Neuzeit.
 
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