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Beste Reisezeit
fache Hand in Hand. Florentiner er-
weckten die Bildhauerei der Griechen
(nicht der Römer!) wieder zum Leben
und „erfanden“ die Malerei, die Archi-
tektur und die Erzählkunst, wie wir sie
im Grunde heute noch kennen.
Ihr Sinn für Maß und Proportion so-
wie für angewandte Mathematik (von
der Optik und Astronomie bis zur
doppelten Buchführung) ging wie bei
den Griechen einher mit einem rusti-
kalen, ja geradezu derben Witz und ei-
ner offenen Vorliebe des „Egalitären“
auch im Geschlechtlichen (Sodomie,
Päderastie).
Anders als andere große Städte des
Mittelalters (in Italien Mailand, Vene-
dig, Genua) wuchs Florenz nach der
Unterwerfung der Landadels und der
Nachbarorte zu einer mächtigen
Stadtrepublik heran, ohne je über eine
bedeutende Militärmacht zu verfügen.
Anders als seine toscanischen Rivalen
Pisa, Lucca und Siena überwand Flo-
renz das Mittelalter und prägte etwas
ganz und gar Neues und Einzigartiges.
Die florentiner Renaissance war
das kulturelle Resultat eines beispiel-
losen, auf egalitären und republikani-
schen (wenn auch alles andere als de-
mokratischen) Institutionen basieren-
den Wirtschaftswachstums, das im
Jahrhundert zuvor, im Trecento, ange-
sammelt wurde und schon im 15. Jh.,
zur Zeit der größten Blüte, rückläufig
war.
Mit dem Aufstieg der Bankiersfami-
lie Medici von Unternehmern zu Pro-
vinzfürsten begann der Abstieg der
Stadtrepublik zum „manieristischen
Hoftheater“.
Außer von Mitte November bis Weih-
nachten und von Januar bis Mitte
März ist in Florenz genaugenommen
immer Saison. Ostern, Pfingsten so-
wie im Mai, Juni und September müss-
te die Stadt eigentlich durchgängig ge-
sperrt sein. Nichts geht mehr rein,
nichts geht mehr raus. Und wer da
nicht vorgesorgt und bereits Wochen
oder gar Monate zuvor ein Zimmer re-
serviert hat (in einem Hotel allerdings,
das Reservierungen auch ernst nimmt),
kann praktisch nur noch auf den Zufall
hoffen. Was aber nicht heißen soll,
dass es in der übrigen Zeit sehr viel
besser wäre. Wenig Freude wird man
auch im August haben, wenn die
Steinwüste ein einziger Backofen und
von ihren Bewohnern praktisch nahe-
zu gänzlich verlassen ist. Womit wir
beim Klima wären: Bildhaft ausge-
drückt gleicht Florenz im Juli/August
einer Bratröhre, im Winter einem
feuchtkalten Kühlschrank und im
Spätherbst und frühen Frühling einer
klammen Duschkabine. Ideal ist das
nicht gerade. Doch wenn einem das
Glück lacht und der Himmel ist blau,
ist Florenz zu jeder Jahreszeit schier
unbeschreiblich.
Nebenbei: das viel propagierte
Erlebnis-Weekend zu Kunst, Kultur,
Gastronomie und Shopping in Florenz
sollte man, sofern es sich irgend ein-
richten lässt, lieber außerhalb des
Wochenendes legen. Am Sonntag ha-
ben viele Geschäfte und nahezu alle
guten Trattorien und Restaurants ge-
schlossen.
 
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