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„Eine Möwe fliegt kreischend hin und her - mehr
kann man doch wirklich nicht verlangen.“ Eine Mi-
niatur vom jungen Kurt Tucholsky, der von Kindes-
beinen an so oft in den Seebädern an der Ost-
seeküste seine „Sehnsucht nach der Sehnsucht“
stillte. Dass er später in der Weltbühne in seinem
stets spitzzüngigen Duktus schreiben konnte „Und
der Landrat spricht: hiermit erkläre ich die Ostsee
für eröffnet“, dass die Küste Mecklenburgs mehr
als nur kreischende Möwen zu bieten hat, ver-
dankt sie zwei Denkern, die man erst einmal nicht
mit dem nordischen Meer in Verbindung bringt.
Es war der englische Arzt und Philosoph John
Locke, der mit seiner 1693 veröffentlichten Schrift
„Gedanken über Erziehung“ die Abhärtung der
Kinder durch ständigen Gebrauch von kaltem
Wasser forderte. Und der französische Aufklärer
und Philosoph Jean-Jacques Rousseau, der im le-
benslänglichen Baden und Schwimmen einen we-
sentlichen Quell für körperliche Gesundheit und
geistige Frische sah. So war es denn auch das klei-
ne englische Fischerdorf Brighthelmstone an der
Kanalküste, in dem die Idee der Volksgesundheit
durch regelmäßiges Baden zur Geschäftsidee her-
anreifte und 1760 das erste Seebad der Welt eröff-
net wurde. 1776 zog das französische Dieppe
nach und eröffnete an der Küste ein „Gesund-
heitshaus“.
Im bislang noch wasserscheuen, aber küstenrei-
chen Deutschland war es der ostfriesische Pfarrer
Janus, der den Seebadgedanken aufgriff. „Es ist
bekannt, dass die See Luft mit den feinsten Theil-
chen angefüllet ist, welche den menschlichen Cör-
per sowohl durchs Einhauchen als auch von außen
durchdringen und durch die resolvirende Kraft das
Unreine aus demselben wegschaffen können“, be-
gründete der gesundheitsbewusste Gottesmann
1783 in einer Eingabe an Friedrich II. seine Forde-
rung nach der Eröffnung eines Seebades an der
 
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