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„Unrecht dahn“ wurde den Menschen in Mecklen-
burg-Vorpommern oft in ihrer zumeist leidvollen
Geschichte.
„Es sint die Einwohner sehr ein mordisch und zen-
kisch Folck, das eben schir wahr wird, wie das lateini-
sche Sprichwort sagt: omnes insules mali.“ So schil-
dert der Geschichtsschreiber Helmhold (1125-1177)
die Bewohner der Küste und ihrer Inseln. Damals
waren dies aber noch slawische Stämme. Die heuti-
gen Bewohner Mecklenburgs und Vorpommerns
sind Nachkömmlinge jener deutschen und christli-
chen Zuwanderer, die die Slawen verdrängten.
Wesentlich freundlicher fallen aber Charakteristi-
ka der heutigen Einheimischen immer noch nicht
aus. Theodor Fontane, der Wanderer durch die
Mark Brandenburg, notierte über die Nachbarn
wenig schmeichelhaft: „Sie haben unbestreitbar ei-
ne wundervolle Durchschnittsbegabung, werden
aber ungenießbar dadurch, dass sie einem dies
Durchschnittsmäßige, dies schließlich doch immer
furchtbar Enge und Kleinstädtische als etwas Höhe-
res, als das eigentlich Wahre aufdrängen möchten.
Das nennen sie dann Humor, wenn sie plötzlich,
mit einem ziemlich unverschämten Gesicht, aus
ihrem Mustopf herauskucken.“ Das geflügelte
Wort „einen Mecklenburger zu Hilfe rufen“ bedeu-
tet in mancher Stube noch immer der Griff zum
Prügelstock.
Vom rauhen Norden sind sie geprägt, von der ge-
fahrvollen See und den kargen Böden, denen sie
seit Jahrhunderten ihre Existenz abringen. Von den
Stürmen, undurchdringlichen Wäldern und weiten
Sümpfen, die große Flächen des heutigen Landes
früher bedeckten. Abgeschiedenheit und Einsam-
keit formte ihre Seelen, förderte Einsilbigkeit und
kantige Köpfe. Die Arbeit prägte diesen Men-
schenschlag. Die tägliche schwere körperliche Ar-
beit in Fischerei und Landwirtschaft, die sie bis
heute verrichten. Bis 1830, als auch in Mecklen-
burg schließlich die Leibeigenschaft abgeschafft
wurde, mussten sie dies als Tagelöhner, Mägde
 
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