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bestehen, wie man sie im „umweltbewussten“
Westen nur selten oder gar nicht mehr antrifft.
Schon ein Blick auf eine Karte der deutschen Na-
tionalparks macht deutlich, dass bei dem damals
im Westen vermittelten Bild eine gehörige Por-
tion Propaganda mit von der Partie war. Von ins-
gesamt 15 ausgewiesenen Großschutzgebieten
Deutschlands, die den strengen internationalen
Kriterien eines Nationalparks entsprechen, liegen
allein sieben auf dem relativ kleinen Gebiet der
ehemaligen DDR. Und drei davon kann Mecklen-
burg-Vorpommern sein eigen nennen. Viele Tier-
und Pflanzenarten, die im Westteil Deutschlands
äußerst selten geworden oder gänzlich ausgestor-
ben sind, haben in den unberührten, naturbelas-
senen Regionen der Beitrittsländer Zuflucht ge-
funden. Biber und Adler, Kranich, Fischotter,
Weiß- und Schwarzstorch, Kormoran und Kolkra-
be sind einige der Tiere, die man gewöhnlich nur
noch aus dem Fernsehen kennt. Und seit dem
Zerfall des Ostblocks sind aus den Urwäldern Po-
lens sogar wieder erste Wölfe und Elche in Wald-
gebiete eingewandert, wie in die Schorfheide
oder in die offengelassenen Braunkohle-Tage-
baue der Lausitz.
Man fragt sich natürlich, wie es denn dazu kom-
men konnte, dass die arme DDR viel mehr intak-
te Naturräume besitzten konnte als der reiche
Westen, der doch seit vielen Jahren von Schlag-
worten wie „Ökologie“ und „Umweltschutz“ be-
herrscht wurde und dafür auch eine erkleckliche
Summe ausgab. Die Antwort ist einigermaßen
überraschend. Es war im Wesentlichen jenes so-
zialistische System, das doch ohne Rücksicht und
ohne Protest von Bürgerinitiativen fürchten zu
müssen, die Landschaft grässlich ruinieren konnte
und dies auch tat. Andererseits fehlte aber die ka-
pitalistische Profitgier der Freizeitindustrie, die im
Westen nicht minder skrupellos als die SED-
Gerontokratie die schönsten Landschaften mit
Hotelkomplexen, Freizeitparks, Golfplätzen und
 
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