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Rostock
Die Leuchte des Nordens
„Nach Rostock kam ich, arm und arg zerschunden, /
Gelehrte jeden Fachs hab ich hier angefunden, /
Beschwingtem Geist und der Freiheit hold, / Dem
Schînen (Schönen) mehr ergeben, als man meinen
sollt ...“, schrieb der Humanist Ulrich von Hutten
1509 an seinen Freund und Mitstreiter Martin Lu-
ther.
Angekommen war er in der Universität Rostock.
Die älteste Alma Mater Nordeuropas strahlte mit
ihrem geistigen Wirken in den gesamten Ostsee-
raum aus und hatte einen bedeutenden Einfluss
auf die Verbreitung der westeuropäischen bürger-
lichen Kultur im Norden Europas. Viele Gelehrte
und der freie Geist der Universitätsstadt machten
Rostock auch in dunklen Phasen der Geschichte
zur liberalen Hochburg. Selbst in der dunkelsten
Ulbricht- und Honecker-Ära war der Druck der
Partei milder als in anderen Städten. Mit den Schif-
fen aus allen Kontinenten drangen auch andere
Kulturen, Gedanken und Mentalitäten in das ab-
geschottete Land.
Rostock, für die DDR-Bürger damals das „Tor
zur Welt“, ist auch heute noch das geistige Zen-
trum Mecklenburg-Vorpommerns. Auch wenn
die mit knapp 200.000 Einwohnern größte Stadt
des Landes die Konkurrenz um den Titel „Haupt-
stadt und Regierungssitz“ gegen Schwerin verlo-
ren hat, ist die traditionsreiche Hanse- und Hafen-
stadt die weltoffene und polyglotte Metropole im
Land zwischen Elbe und Oder. In den mittelalterli-
chen Straßen der Altstadt herrscht buntes, ge-
schäftiges Treiben. Studenten musizieren, Matro-
sen flanieren, Frauen konsumieren, Pärchen pous-
sieren, und schicke Töchter der neuen Reichen
kokettieren.
Trotzdem ist die Anziehungskraft der Stadt seit
der Wende erheblich gesunken. Freiheit ist jetzt
 
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