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Auf der Düne, anno 1855
Die Überfahrt nach der Düne geschieht in großen, der Ba-
deanstalt gehörigen Booten. Man steigt an dem selben
Platze ein, wo das Dampfschiff landete, und auf dem
schmalen Steg, der zum Boot führt, bildet sich alle Mor-
gen ein Gänsemarsch, der beim Aussteigen auf der Düne
fortgesetzt wird und am Pavillon endigt, wo die Damen
links und die Herren rechts sich nach den Bädern wenden.
Nach den Herrenbädern führt der Weg entweder über
die Sandhügel oder um dieselben auf Brettern, die hier ge-
legt sind, damit man nicht im Sande zu waten braucht. Bei
den Badekarren befindet sich eine Handtuchniederlage, in
welcher sich Diejenigen, die keine eigene Badewäsche
führen, gegen das Honorar von 1 Schilling damit versehen
können. Wenn die Wagen alle besetzt sind, so macht man
es wie die Studenten im Theater zu Leipzig und belegt den
nächsten Platz mit seinem Handtuch, was hier eben so
heilig respektiert wird wie dort.
Wer zum ersten Male in der See badet, wird einiger-
maßen in Verwunderung gesetzt, wenn er in kaum fußtie-
fem Wasser plötzlich von einer mannshohen Welle über-
fallen, unter günstigen Umständen zu Boden geworfen
und mit den Beinen in der Luft an den Strand gespült wird.
Glücklicherweise macht der weiche Sandgrund eine sol-
che Fahrt weniger unangenehm als dies auf steinigem Bo-
den der Fall sein würde. Man kriecht nun mit geschlosse-
nen Augen und zur Belustigung der Anwesenden auf al-
len Vieren ein Stück landeinwärts, um erst wieder auf die
Beine zu kommen und dann von neuem den Wellen ent-
gegenzugehen. Die beste und bei den alten Praktikern be-
liebteste Stellung einer ankommenden Welle gegenüber
ist die, dass man ihr den Rücken zukehrt, sich etwas bückt,
die Hände auf die Knie stemmt und so den Schlag der
Welle auf den Körperteil fallen läßt, der für Schläge be-
stimmt zu sein scheint. Die Woge stürzt dann wie ein
brausender Wasserfall über den Kopf weg und man
kommt auf der anderen Seite unversehrt wieder zum Vor-
schein.
Aus: „Von Hamburg nach Helgoland“, 1856
werden wohl den Norden wegen seiner Nähe be-
vorzugen, andere den Süden, weil sich dort das
freundliche Dünen-Restaurant befindet. An bei-
den Stränden halten sich immer wieder Seehunde
 
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