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Wir sprechen „Helgoländisch“
Urige
Insel-
sprache
Wem das obige Vokabular schon seltsam vor-
kommt, der wird die Helgoländer Inselsprache
noch viel uriger finden. Verstehen dürfte der Un-
initiierte vermutlich kein Wort. Denn „Helgolän-
disch“ ist kein Idiom, für dessen Verständnis ei-
nem Plattdeutsch - Hochdeutsch sowieso nicht -
oder Englisch wesentlich weiterhilft. Obwohl man
nach einigem Einblick doch die Verwandtschaft
mit allen dreien erkennt. Boppen - nein, das heißt
es nicht! - bedeutet „oben“, und inselbezogen
ganz spezifisch „auf dem Oberland“. Das platt-
deutsche Wort dafür ist boven oder boben, also
gar nicht so weit entfernt. Ein Stak - Einzelfelsen -
begegnet uns im Englischen dagegen als „stack“
wieder. Beim Helgoländer Motto „Rüm Hart -
Kloar Kimming“ wird's aber schon vertrackter,
denn es übersetzt sich als „Starkes Herz - Klarer
Blick“. Und beim traditionellen Neujahrsgruß wer-
den die meisten „Ausländer“ auch passen müssen,
zumal der Schluss verdächtig chinesisch klingt: „Ik
wensk di en freeliges Naidjooar, Sinhait, Glik en
Seägen en dat et di altids wel gung mai“ - „Ich
wünsche dir ein fröhliches Neujahr, Gesundheit,
Glück und Segen, und dass es dir allezeit gut ge-
hen möge“. Wer eine skandinavische Sprache be-
herrscht, wird noch viel mehr Ähnliches zutage
fördern. So ließe sich in der Helgoländer Kiste
endlos weiterkramen.
Überliefert ist, wie die im Alter von sieben Jah-
ren 1914 von der Insel evakuierte Mina Borchert in
einer Bremer Straßenbahn mit ihrer Mutter Hel-
goländisch sprach und beide als „englische Fein-
de“ des Wagens verwiesen wurden … Dies alles
bedeutet aber natürlich nicht, dass Helgoländisch
immer nur von der Verwandtschaft, mit Einschluss
der englischen, geborgt hätte. Es schöpft eben aus
den gleichen Quellen wie der ganze westgerma-
nische Sprachkomplex. Auf Helgoland ist wegen
 
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