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Meer, Tausende und Abertausende von Tonnen
pro Jahr. Auf mehr oder minder direktem Weg ga-
ben die zu riesigen Millionenscharen angewach-
senen Anrainer ihren üblen Senf dazu.
Indus-
trieller
Nachttopf
Zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun-
derts war die Nordsee dreckig wie noch nie. Und
da sich die politisch bereitwilligst akzeptierte Le-
gende einer „unbegrenzten Absorptionsfähigkeit
des Meeres“ allerseits breit gemacht hatte, wurde
jetzt erst recht „eingetragen“ und „freigesetzt“. Eu-
phemistisches Verharmlosungsvokabular dieser
Art entstand gleichzeitig, um das kriminelle Tun al-
ler jener zu kaschieren, denen es nur um Anrei-
cherung von Geld und Macht ging. Noch bis in
die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts nahm
man es als selbstverständlich hin, dass Badegäste
mit „Teerfüßen“ vom Strand zurückkehrten und
wegen des Schmierkrams mit ihren Pensionswir-
tinnen in Konflikt gerieten. Ganze Flotten von
Schiffen kippten damals ihre Tankrückstände in
die alles absorbierende Nordsee, und die immer
zahlreicher gewordenen Ölplattformen kleckerten
kräftig mit - auf das eine oder andere Tönnchen
kam's dann doch wirklich nicht mehr an. Dazu
flossen Chemikalien schlimmster Zusammenset-
zung, manche von beklemmender Lebensfeind-
lichkeit, in den „industriellen Nachttopf“, wie
nachdenklich gewordene Geister das deutsche
Hausmeer zu titulieren begonnen hatten. Es kam
immer wieder zu Fischsterben, Vogelsterben, See-
hundsterben. Da kein nachweisbares Menschen-
sterben zu verzeichnen war (obwohl sich zahlrei-
che Giftrückstände am Ende der Nahrungskette in
der Krone der Schöpfung anreicherten), ging es
lustig weiter mit dem Eintragen und Freisetzen.
Ende der
Fahnen-
stange
Schon frühzeitig hatte sich in einigen hellen Köp-
fen die Erkenntnis festgesetzt, dass das Ende der
Fahnenstange erreicht war, dass man den Ast ab-
zusägen im Begriff war, auf dem man saß. Die Ter-
 
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