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re alte Sandsteindeckel des Oberlandes war durch
den Urknall unmerklich angehoben worden, aber
er zerbarst nicht, sondern das Schichtgestein ließ
den Explosionsdruck großenteils seitlich entwei-
chen und solcherart verpuffen. Zusätzlich federte
der unterhalb des Inselmassivs gelegene volumi-
nöse Salzstock die Sprengwirkung ab. Dennoch
wurde der südliche Teil des Oberlandes, der einst
den Hafen überragt hatte, zur Gänze zerstört, und
auch der berühmte Einzelfelsen „Mönch“ und ei-
nige weitere Monolithen gingen diesen Weg. Mit
der Schutthalde, die auf diese Weise entstanden
war, besaß Helgoland jetzt erstmalig ein „Mittel-
land“. Zwei weitere Großsprengungen versetzten
den verbliebenen Trümmern den Rest. Bizarrer-
weise ragte nur noch der alte Flakturm auf dem
Oberland fast unversehrt wie ein trotziges Fanal
aus dieser Orgie der Vernichtung heraus.
Friedliche
Befreiung
Nach dem verpufften Big Bang erklärten die Bri-
ten die Insel zum Bombenzielgebiet und ließen in
der Folgezeit auf die „Buntsandsteinscholle“ nie-
derrauschen, was die Abwurfschächte der Royal
Air Force nur hergeben wollten. Doch jetzt hatte
sich ein erstes dünnes Selbstbewusstsein unter
den Verlierern aufgebaut. Die Sprengungen hat-
ten bereits heftige Proteste ausgelöst, nicht zuletzt
natürlich von den Halundern. Die fortgesetzten
Bombardements ließen die Einsprüche zur Lawine
anschwellen und den internationalen Druck auf
die britische Regierung wachsen. Doch zu einem
Durchbruch sollte es erst 1950 kommen, und auf
recht unkonventionelle Art.
In heutigen Helgoländer Zeitdokumenten ist
eher am Rande oder überhaupt nicht verzeichnet,
wie es dazu kam. Denn beschämenderweise wa-
ren die Initiatoren der „Befreiung“ keine Halun-
Der „Big Bang“ aus der Luft
 
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