Travel Reference
In-Depth Information
Politisch wurde die Insel dem preußischen Staat
zugeschlagen und die Gemeinde in die Provinz
Schleswig-Holstein eingegliedert. Von Nachteil
war die Übernahme für die Halunder zunächst
keineswegs. Sie brauchten sich auf keine neue
Sprache umzustellen, denn sie hatten schon im-
mer Deutsch gesprochen und als Seefahrer vor al-
lem enge Kontakte zu Hamburg gepflegt. Auch
waren sie vom deutschen Wehrdienst befreit, und
die Insel blieb weiterhin - bis auf den heutigen
Tag - Zollausland. Man durfte also mit zollfreien
Waren Handel treiben. Dieser Ausnahmestatus
stellte von Anfang an - mit einigen höchst uner-
quicklichen Unterbrechungen - die Weichen für
eine lukrative Geschäftsentwicklung.
Gute
Zeiten,
schlechte
Zeiten
Die ersten „Kaiserjahre“ waren von vielen An-
nehmlichkeiten geprägt; die Zeit um die Wende
ins 20. Jahrhundert war eh eine der besten für al-
le Teutschen. Auf Helgoland wurde kräftig inves-
tiert und gebaut - leider nicht immer sehr inselge-
recht, aber das erledigte sich später -, und die
Kurgäste kamen in großer Zahl: 1905 zählte man
bereits 27.000 von ihnen. Ob die immer noch
weitgehend auf freie Fischerei und Subsistenzwirt-
schaft ausgerichteten Halunder sich darüber freu-
ten, jetzt Betten zu machen und Schuhe putzen zu
dürfen, ist nicht überliefert. Schon neun Jahre da-
rauf mussten sie ohnehin das Feld räumen. Derar-
tiges war ihnen unter Dänen und Engländern nicht
widerfahren; jetzt, unter deutscher Flagge, ging's
unverzüglich ans Eingemachte. Denn Wilhelm II.
hatte das Eiland nicht mit der Absicht erworben,
aus ihm ein Badeparadies zu machen, obwohl
noch 1891, gleich nach der Übernahme, ein neu-
es „Conversationshaus“ gebaut wurde, das den
Charakter einer Kurzentrale besaß. Nein, der Kai-
ser wollte Helgoland in eine Seefestung verwan-
deln, in ein unversenkbares Panzerschiff, das die
deutschen Nordseeküsten in dem schon längst
vorgezeichneten Krieg schützen sollte.
 
Search WWH ::




Custom Search