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Gold des Nordens
Schon zu Römerzeiten, wie gleich noch ausgeführt werden soll, war
Helgoland als „Bernsteininsel“ bekannt. Ob die Besucher aus dem
Mittelmeerraum das Eiland aus diesem speziellen Grund angelaufen
haben, ist nicht überliefert; wahrscheinlicher dürfte sein, dass sie um
das felsige Gestade einen großen Bogen machten und das begehrte
Fossilharz anderswo von den Eingeborenen erwarben.
„Stein“ nennt sich die Substanz nur im Deutschen, und „Brennstein“
ist die eigentliche Bedeutung des Wortes. Auf den holzarmen Inseln
der Nordsee fand man das leicht entzündbare Material nämlich nützli-
cher zum Feuermachen als zur Schmuckherstellung, zumal die Bro-
cken nicht selten von Brikettgröße und somit alles andere als rar wa-
ren. Das tat ihrer Beliebtheit in verarbeiteter Form jenseits der Inseln
jedoch keinen Abbruch. Vor allem die Mittelmeervölker waren gera-
dezu versessen auf das „Gold des Nordens“ und zahlten hohe Preise
dafür. Ein hübsches Schmuckstück aus dem Stoff brachte im alten
Rom immerhin einen kompletten Sklaven ein. Für solche Margen
konnte man schon mal auf Expedition in die legendenumwobenen
Nebelländer gehen!
Bernstein ist das im glazialen Eis verhärtete Harz subtropischer
Baumriesen, von denen es vor 40-50 Millionen Jahren hinabtropfte
und vielerorts auf der Welt (keineswegs nur an Nord- und Ostsee!) rie-
sige Lagerstätten bildete. Im hiesigen Bereich wurde es von den Glet-
schern der Eiszeiten aus der baltischen Region herantransportiert und
in flachen Schichten abgelagert, aus denen die See auf den Nordsee-
inseln immer wieder individuelle Stücke freilegt. Ein Bernstein-„Brikett“
im Sand der Düne zu finden, ist auch heute durchaus kein Ding der
Unmöglichkeit, und so „kostbar“ ist es auch wieder nicht, dass man
es bei irgendwelchen amtlichen Stellen abliefern müsste.
Wie lokalisiert man Bernstein? Er ist spezifisch leicht, die Steine am
Strand sind mindestens dreimal schwerer, und deshalb bewegt ihn das
Wasser ziemlich mühelos. Am besten sucht man an der Tageshoch-
wasserlinie danach, nicht unten am Spülsaum. Gute Chancen hat man
bei ablandigem Wind, weil dann eine Unterströmung entsteht, noch
bessere im Winter, wenn das kältere Wasser einen stärkeren Auftrieb
bewirkt. Kleine, schwarze, wasserdurchtränkte Holzstückchen - so
genannte Bernsteinstäbchen - sind ein verlässlicher Indikator, denn
sie haben ungefähr die gleiche Dichte. Frohes Suchen!
 
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