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der ukrainishen Hauptstadt Kiew stand aus Moskauer Siht die Wiege des russis-
hen Reihes.
Wäre Moskau ein Mensh, es bräuhte wohl einen Psyhiater. Es shwankt zwis-
hen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex. In den Neunzigerjahren waren
die Moskauer davon überzeugt, in der shlehtesten aller Welten zu leben, nun
shlägt das Pendel in das Gegenteil um. Der Reformpolitiker und Putin-Kritiker
Boris Nemzow shrieb 1998: »In Russland gab es shon immer ein zwiespältiges Ver-
hältnis zu Ausländern. Einerseits war und ist es verbreitet, vor ihnen Männhen zu
mahen, andererseits betonen wir Russen, wenn wir unter uns sind, immer unsere
Überlegenheit.« Dies passiert inzwishen niht nur, wenn die Moskauer unter sih
sind. Sie können vor Krat und zur Shau getragenem Selbstbewusstsein kaum ge-
hen: Russland werde bald wieder zur Supermaht aufsteigen, prognostizieren Polito-
logen, shließlih sei es das einzige Land, das über die beiden harten Währungen
des internationalen Krätespiels verfüge: über Atomwafen und Rohstofe. Russland
sei eine unerreihte Kulturnation. Niemand außer den Deutshen vielleiht habe so
viele hohklassige Dihter und Musiker hervorgebraht. Und spiele niht die ganze
Welt nah dem Stanislawskij-System heater, nah dem Vorbild des berühmten russ-
ishen Regisseurs? Und seien niht die sportlihen Erfolge sihtbarer Ausdruk der
wiedergewonnenen Stärke? 2008 seit ahtzehn Jahren erstmals wieder Eishokey-
Weltmeister, Zenit Petersburg Europapokalsieger, nahdem es im Halbinale Bayern
Münhen mit 4 zu 0 zerlegt hate. Als die russishe Nationalmannshat nah einem
glanzvollen 3 zu 1 Sieg gegen den Topfavoriten Holland ins Halbinale der Fußball-
Europameistershat einzog, waren in Moskau nah Miternaht und bis in die Mor-
genstunden 700000 Menshen Fahnenshwenkend unterwegs. Ihr Gefühl lässt sih
mit dem der Deutshen nah dem Gewinn der Weltmeistershat 1954 in Bern ums-
hreiben: »Wir sind wieder wer!«
Nah dem demütigenden Abstieg der Neunzigerjahre sonnten sih die Russen
unter Putin in neu erwahtem und in langer Geshihte wurzelndem Sendungsbe-
wusstsein. Shon der sowjetishe Shritsteller Maxim Gorkij hate in den Dreißi-
gern festgestellt: »Ih kenne das russishe Volk und bin niht geneigt, dessen
Vorzüge zu übertreiben, aber ih bin davon überzeugt und ih glaube daran, dass
dieses Volk das geistige Leben der Welt um etwas Einzigartiges und Tiefes, etwas für
alle Bedeutendes bereihern kann.«
Wie viele Hauptstädter tragen auh die Moskauer ihre Nase hoh, wenn Sie auf
die Provinz shauen. »Ah, Moskau ist einfah ein anderes Land«, sagen sie und
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