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man niht zu fest shlagen. Sonst shließen sih wegen des Shoks die Poren, stat
sih zu öfnen, und du shwitzt niht genug«, erklärte er mir.
Nah vier Gängen begann der zweite Akt des Rituals, das gemeinsame Washen.
Einer nah dem anderen strekte sih behaglih auf kniehohen Marmorbänken aus
und wurde von einem der Männer mit Seifenwasser abgeshrubbt, und zwar mit
einem gewaltigen Washshlappen. Seitdem bezeihne ih deutshe, handgroße
Washlappen nur noh als Washläpphen. Die Lauge war vorbereitet worden, in-
dem jeder gleih nah der Ankunt in der Banja ein Seifenstük in eine Shüssel mit
heißem Wasser gelegt hate. Im Verlauf einer Stunde hate sih die Seife vollkommen
aufgelöst. Das Seifenwasser shäumte auf den Körpern, dass es eine Freude war.
Dann stellte sih einer der Männer am Kopfende der Marmorbank auf und ließ mit
großem Shwung eine weitere Shüssel, diesmal aber reines Wasser, auf den einge-
seiten Körper seines Kompagnons klatshen. Ein wahrer Meister shaft es, mit
einem Botih die ganze Seife wegzuspülen. Ansonsten wird der Vorgang so lange
wiederholt, bis keine Seife mehr am Körper ist. Dann kommt ein letzter Wasserguss,
und zwar aus einer Shüssel, in der vorher die Birkenzweige aufgeweiht worden
waren. Man muss nur die Augen shließen, und shon dutet es herrlih nah den
Wäldern der Taiga. So zeigt sih während des Washens in der Banja die Naturver-
bundenheit der Moskauer. Ganz abgesehen davon, dass die Körperreinigung einmal
der ursprünglihe Sinn der Banja, des öfentlihen Bades, gewesen ist.
Der Leutnant lud zum driten, abshließenden Akt des Banjaspektakels, dem ge-
meinsamen Essen. Traditionell gibt es eingelegte Salzgurken, Salami und Shwar-
zbrot. Jeder hat etwas mitgebraht. Natürlih darf der Wodka niht fehlen. Über die
vielen Jahrzehnte, in denen sih Sergej, Wiktor, Alexej und die anderen trefen, ist
die Runde zu einer Art Familie zusammengewahsen. Hier kann alles beredet wer-
den. Hier hat auh in den hofnungslosesten Situationen immer einer Rat und Trost
parat. Und am Ende verabshiedet man sih mit dem Satz, den jeder Russe kennt
und den mir meine Frau selbst dann zurut, wenn ih zu Hause aus dem Vollbad
steige: »s ljohkim parom«, wörtlih übersetzt »mit leihtem Dampf«. Der Satz
wurde endgültig durh eine großartige Komödie aus dem Jahr 1983 zum gelügelten
Wort, dem Film »Ironie des Shiksals«. Er hat bis heute Kultstatus und wird Jahr
für Jahr in der Naht von Silvester auf Neujahr gezeigt. »Mit leihtem Dampf«
meint in etwa »hofentlih haben Sie gut gebadet« oder sinngemäß »hofe, Sie füh-
len sih großartig«. In den Worten »s ljohkim parom« aber liegt, wie Sie gelernt
haben, eine ganze Philosophie. Eine Banjarunde gleiht ein wenig einem guten
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