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Neunzigerjahre der erste Sexskandal des neuen russishen Staates. Unter der Übers-
hrit »Der Minister ist ja nakt« veröfentlihte das Skandalblat Sowershenno
Sekretno (Streng geheim) Fotos, die Justizminister Walentin Kowaljow nakt und in
Gesellshat shöner, aber zweifelhater junger Damen zeigten. Die Sauna befand
sih zudem in einem Nahtclub der einlussreihen Solnzewo-Maiagruppe. Weder
Ort noh Umgang waren mit dem Amt eines Justizministers vereinbar. Das ver-
fänglihe Video fand sih überdies im Safeeines dubiosen Bankiers, dem die Staat-
sanwaltshat vorwarf, umgerehnet sieben Millionen Dollar hinterzogen zu haben,
für dessen Freilassung sih Kowaljow aber eingesetzt hate. Der Verdaht lag nahe,
dass Kowaljow erpressbar war. Er musste zurüktreten.
Von noh größerer politisher Tragweite war der Saunaskandal des Jahres 1999.
Das russishe Fernsehen strahlte ein Video aus, das den Generalstaatsanwalt Jurij
Skuratow mit drei Prostituierten in einer Sauna zeigte. Skuratow war mit seinen
Untersuhungen der »Familie«, dem engsten Umfeld Jelzins, gefährlih nahe
gekommen. Bewegungen über Shweizer Bankkonten legten nahe, dass Jelzins Sh-
wiegersohn und der mit Jelzin verbündete Tycoon Boris Beresowskij in Geldwäshe
verwikelt sein könnten. Das verfänglihe Video stammte pikanterweise vom In-
landsgeheimdienst FSB. Dessen damaliger Chef war Wladimir Putin. Als Jelzin in
der Neujahrsnaht 2000 zurüktrat, ernannte er Putin zu seinem Nahfolger.
Die fünf Minuten in der Banja haten mein Gehirn shmelzen lassen. Bill und ih
folgten wie in Trance unseren russishen Gastgebern in einen Nebenraum. Erst
später registrierte ih, dass ih gerade in ein Beken mit eiskaltem Wasser ge-
sprungen war. Es war höhstens zehn Grad warm. So etwas tue ih nur, wenn mein
Blut kurz davor ist, vom Zustand des Siedens ins Kohen überzugehen und mein
Verstand aufgehört hat, normal zu arbeiten. Denn auh ih bin ein Westler und
Warmdusher.
Vor dem nähsten Banjagang ruhten wir uns aus, hüllten uns in »prostynia«,
große weiße Leinentüher, die man sih in jeder öfentlihen Sauna leihen kann,
tranken Tee mit Honig und salziges Mineralwasser aus dem Kaukasusgebirge und
knabberten Nüsse. Nah zehn Minuten rief uns Alexej zum nähsten Gefeht. Ih
wurde zärtliher behandelt, shließlih verbindet Deutshe und Russen eine
jahrhundertelange Freundshat, und trotz des Überfalls von Hitler auf die Sowje-
tunion begegnen die Russen Deutshen immer mit großem Respekt. Diesmal geb-
rauhte der Leutnant den Wenik nah allen Regeln des Lehrbuhs. »Natürlih darf
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