Travel Reference
In-Depth Information
zum Ideologen mitelständishen Unternehmertums. Von den Oligarhen, den Multi-
milliardären, die ihre Vermögen im Zusammenspiel mit der staatlihen Bürokratie
und ot am Rande der Legalität zusammengeraft haben, hält er niht viel. Die
Abramowitshs, Deripaskas und Potanins zählen in der Regel auh niht zu seinen
Gästen. Statdessen sitzen bei den »Barbaren« Künstlertypen, Wissenshatler und
andere Vertreter der »Intelligenzija«. Sie ergötzen sih an dem experimentellen
Charakter der Kreationen. Auh Unternehmer mit mitelgroßen Firmen buhen
gerne einen Tish. Sie haben aus eigener Krat, ohne Hilfe des Staates, aber mit viel
Kreativität ihre Firmen aufgebaut. »Das sind Leute«, sagt Komm, »die verstehen,
was ih mahe.«
Gegenüber dem Staat hegt Komm eine Mishung aus angeborener Skepsis und
neu erwahtem Selbstbewusstsein. »Was ih kreiere, kann mir keiner nehmen. Kein
Putin, kein Medwedew, kein Iwanow oder Petrow. Sollen sie doh in meine Kühe
gehen und versuhen, das nahzumahen«, sagt er. »Man kann mir den Hals ab-
shneiden und sih meinen Kopf aufsetzen, aber es wird niht klappen.« Denn
Anatolij Komm ist ein wirklihes Unikat, und wenn Sie einmal bei den »Barbaren«
diniert haben, werden Sie diese Erfahrung so shnell niht vergessen.
Es ist deshalb kein Wunder, dass ihn Ausländer beinahe jeden Abend fragen, ob
er die »Barbaren« niht nah Tokio, Berlin, Chicago oder Dubai bringen will. Dann
lähelt er hölih vor sih hin und bedankt sih für das Kompliment. Nur manhmal
setzt er zu einer Erklärung an, warum er in Moskau bleiben will. »Shauen Sie«,
sagt er dann. »Unsere Ballettänzer Mihail Baryshnikow und Rudolf Nurejew, un-
sere Opernsängerin Anna Netrebko - sie und ein ganzes Heer von Künstlern und
Wissenshatlern sind alle ins Ausland gezogen. Damit muss endlih mal Shluss
sein.« Anatolij Komm sieht sih als Botshater seines Landes. Aber er will, dass die
Menshen nah Moskau kommen, wenn sie bei ihm essen wollen.
Search WWH ::




Custom Search