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Konfuzius: »Es ist shwer, eine Katze im dunklen Zimmer zu inden, besonders
wenn sie gar niht da ist.«
An der Tür empfängt Sie eine Dame in Polizeiuniform. Sie stellt Warwara Sin-
itshkina dar, eine Figur aus dem sowjetishen Kultilm »Der Ort des Trefens darf
niht geändert werden«. Der Film handelt von den Anstrengungen der Moskauer
Kriminalpolizei, der »Shwarzen Katze« das Handwerk zu legen. Er lief Ende der
Siebzigerjahre als Kinoilm und Fernsehserie und war damals eine Sensation, weil
darin eine Shießerei gezeigt wurde - in der heilen Sowjetwelt durte es oiziell
keine Verbrehen geben. Im Lokal sind Ausshnite aus dem Film auf kleinen, in im-
itierte Fensterrahmen eingelassenen Bildshirmen zu sehen. Vergleihen Sie den
Film mit der deutshen Fernsehserie Derrik oder der amerikanishen Colombo, und
Sie wissen, wie weit weg die Moskauer vor dem Zusammenbruh des Kommunismus
vom Leben in den westlihen Staaten waren.
Erst einmal aber überreiht ihnen Warwara, die Polizistin, mit strengem Blik die
Speisekarte. »Hier ist Ihre Strafsahe«, sagt sie. Und die lohnt es zu studieren. Als
Vorspeise können Sie einen Salat aus Krabben von der fernöstlihen Halbinsel
Kamtshatka bestellen, die neun Flugstunden von Moskau entfernt liegt. Die Krab-
ben stammen natürlih von einer im sozialistishen Sinne sehr wertvollen Einrih-
tung, »der staatlihen Fishfarm Ust-Balshenotsk«. Und nur wenn Sie in Ihrer Ju-
gend einer kommunistishen Spliterbewegung in der Bundesrepublik angehörten,
wird Ihnen der in der Speisekarte beigefügte Satz Freude mahen, dass die Führung
des kommunistishen Jugendverbandes Komsomol den Krabbensalat goutierte. Sind
Sie ein ehemaliger DDR-Bürger, dann genießen Sie die Erinnerung an Ihre eigene
Jugend - oder passen Sie auf, dass Sie sih niht vor Ärger vershluken, wenn Sie
die Kommunisten hassten. Unter den Moskauern jedenfalls gibt es eine Welle der
Sowjetnostalgie, aus der auh allerlei Lokalitäten Proit shlagen. Eine Weile gab es
sogar eine Diskothek, deren Interieur nah dem Vorbild des Gulags, des stalin-
istishen Lagersystems, gestaltet war. Mögen Sie es lieber bürgerlih und westlih,
ordern Sie eine »Foie Gras im Stile des Außenministeriums, gereiht bei einem Din-
ner zu Ehren einer französishen Delegation, welhe die Sowjetunion 1947 be-
suhte«. Das kostet Sie rund zwanzig Euro.
An der Wand hängen Propagandaplakate, Fahndungsfotos und der Erlass Nr. 7.8
der Arbeiter- und Bauernregierung der Union der Sozialistishen Sowjetrepubliken
zum »Shutz des Eigentums der Staatsunternehmen und Kolhosen und zur
Stärkung des sozialistishen Eigentums«, untershrieben von Mihail Kalinin, der
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