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Tshajkowskij (1840-1893) und der Shritsteller Anton Tshehow (1860-1904) oder
Iwan Turgenjew (1818-1883).
Nah einer Stunde Fußmarsh beshlih mih ein Verdaht: Womöglih waren das
die einzigen Restaurants Moskaus. Dies war die Hauptstadt der östlihen Super-
maht, die seit Jahrzehnten auf beinahe allen Kontinenten mit den Amerikanern
um Einlusszonen rang und eifrig Satellitenstaaten in Afrika und Lateinamerika
rekrutierte. Die Zentrale der Führungsmaht des »Warshauer Paktes«, eines Mil-
itärbloks mit aht osteuropäishen Mitgliedsstaaten und modernen
SS-20-Mitelstrekenraketen. Ein Restaurant zu inden aber erwies sih als shwi-
erig. Denn in der Stadt mit damals shon neun Millionen Einwohnern gab es gerade
wenige Hundert. Die Plätze waren immer knapp. Restaurantbesuhe gehörten niht
zum Alltag, sie waren etwas für eine shmale Shiht von Privilegierten. Normals-
terblihe versammelten sih dort zur Hohzeit, etwas Wohlhabendere auh nah ein-
er Beerdigung.
Nah langem Umherwandern stieß ih auf das »Zentral«, das frühere Hotel Lux,
in dem in den Dreißigerjahren Herbert Wehner, Walter Ulbriht, Wilhelm Piek und
andere Emigranten aus Nazi-Deutshland lebten. Das Hotel mit einem Restaurant
im Erdgeshoss liegt in der Straße, die einst nah dem berühmten Dihter Maxim
Gorkij (1868-1936) benannt war. Heute heißt sie, weil ihr Weg in die 200 Kilometer
nördlih gelegene Handelsstadt führt, wie shon zur Zarenzeit wieder Twerskaja.
Der Türsteher im Zentral wies mih damals mit den Worten ab, dass alle Tishe
besetzt seien. Tatsählih war der Saal halb leer. Er hate ein Bakshish erwartet.
Erst zwei Wohen später lehrte mih mein neuer Freund Wiktor den Satz, der in
Russland alle Türen öfnet: »Moshet byt ja wam budu polesen malikim podarkom«
- Kann ih Ihnen vielleiht mit einem kleinen Geshenk von Nutzen sein? Lernen
Sie ihn auswendig. Er ist auh heute noh nützlih, und Bestehungsgeld ist solh
ein hässlihes Wort unter Menshen, die sih doh nur gegenseitig helfen. Wiktor
jedenfalls war ih so dankbar, dass ih ihn zu meinem Trauzeugen mahte.
Damals war Moskau eine Servicewüste mit korrupten Türstehern und unfreund-
lihen Bedienungen. Einheimishe wie Reisende mussten gute internationale Kühe
mit der Lupe suhen. Heute, nur zwei Jahrzehnte später, kann es die russishe
Hauptstadt mit anderen europäishen Metropolen wie London und Madrid sowohl
an Vielfalt als auh Klasse der Restaurants aufnehmen. Inzwishen gibt es mehrere
Tausend Lokale. Und die Gastronomie ist ein so gutes Geshät, dass der Restaurat-
eur Arkadij Nowikow, Herr über mehr als siebzig Restaurants mit 12000
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