Travel Reference
In-Depth Information
gewesen. Allein, shon die Fundamente versanken im sumpigen Untergrund. Stalin
musste das Vorhaben aufgeben. In der Zeit nah dem Zweiten Weltkrieg setzten die
Sowjets ihre Gigantomanie fort, bauten Stahlwerke für 100000 Arbeiter und
träumten davon, die sibirishen Flüsse umzuleiten und in die entgegengesetzte Rih-
tung ließen zu lassen.
Seit die russishe Wirtshat, stimuliert durh hohe Gas- und Öleinnahmen,
boomt, liegen shon die nähsten ehrgeizigen Superprojekte auf dem Tish der Re-
gierung: Unweit von Sotshi, dem Austragungsort der Olympishen Winterspiele
2014, soll eine künstlihe Insel im Shwarzen Meer aufgeshütet werden. Zwishen
Kamtshatka, dem nordöstlihen Zipfel des größten Landes der Erde, und Alaska
könnte ein rund hundert Kilometer langer und mehr als fünfzig Milliarden Euro
teurer Tunnel unter der Beringstraße gegraben werden, der Russland und Amerika
miteinander verbindet. Und wer lässt sih die größte Yaht der Welt bauen? Rihtig,
ein Russe, der Milliardär und Eigentümer des britishen Fußballclubs Chelsea, Ro-
man Abramowitsh. Sie ist um zwei Meter länger als die des Sheihs von Dubai.
Zwishen Basilius-Kathedrale und dem Moskauluss stand bis 2005 das Hotel
»Rossija«. Der Mite der Sehzigerjahre errihtete Betonklotz hate sogar Eingang
ins Guinnessbuh der Rekorde gefunden: Mit 2722 Zimmern war es das Hotel mit
den meisten Zimmern der Welt. Natürlih konnte der Beshluss zum Abriss von den
Moskauer Stadtvätern niht gefasst werden, ohne dass sie sih kurze Zeit danah
auf ein neues monumentales Projekt verständigten. Der Stararhitekt Norman
Foster sollte auf einer Halbinsel im Fluss das größte Gebäude der Welt errihten.
Auf der »Kristall-Insel« sollte mit 2,5 Millionen uadratmetern alles untergebraht
sein, wovon der neue russishe Geldadel träumt. Auh ein Hotel würde es geben mit
3000 Zimmern, knapp 300 mehr als im abgerissenen »Rossija«. Dann mahte die
Finanzkrise den Planern zeitweise einen Strih durh die Rehnung.
Dennoh erzählen Kreml und Roter Platz von den sheinbar ewigen Konstanten
russisher Geshihte: dem Hang zur Größe, der ot brutalen Unterdrükung jeder
Opposition und dem Streben, die Welt mit einer Idee zu beglüken - und sei es eine
fremde wie der Marxismus.
Wie kein anderer Ort des Riesenreihes, ist der Rote Platz der Kristallisation-
spunkt russisher Geshihte. Hier wurde das Todesurteil durh Vierteilen gegen
den Kosaken und Bauernführer Stenka Rasin (1630-1671) verkündet; sein Shiksal
wird in einem der bekanntesten russishen Volkslieder besungen. Hier soll Peter der
Große (1672-1725) selbst Hand angelegt haben, als er knapp 2000 rebellierende
