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tion über dem Tor ein Jesusbildnis angebraht war. Durh ihn betraten ausländishe
Gesandte den Kreml, und durh ihn zogen die Prozessionen der Geistlihkeit. Das
Tor zu durhreiten oder mit bedektem Kopf zu passieren war streng untersagt.
Selbst die Zaren entblößten ihr Haupt. Die Uhr am Spasskijturm nimmt drei
Geshosse ein, die Gloke, welhe die volle Stunde shlägt, wiegt 2160 Kilo, die Vier-
telstundengloken bringen je 320 Kilo auf die Waage. In den Jahren der kommun-
istishen Herrshat spielte die Spielwalze der Uhr die »Internationale«. Weil das
russishe Fernsehen in der Naht zu Neujahr kurz vor Miternaht die Uhr in Na-
haufnahme zeigt, ist der Erlöserturm niht nur der eleganteste, sondern auh der
bekannteste.
Als Besuher aber betreten Sie den Kreml durh den Dreifaltigkeitsturm an der
Westseite. Jeden Samstag von Mite April bis Mite Oktober können Sie um zwölf
Uhr zu strammer Marshmusik einer Parade des Kreml-Wahdienstes in Uniformen
aus der Zarenzeit beiwohnen. Selbst wenn Sie nur Zeit für einen Shnelldurhgang
haben, verstehen Sie hier drei Dinge. Erstens: die Bedeutung der orthodoxen Kirhe.
Die Kapellen und Kathedralen sind von kaum zu übertrefender Praht. Zweitens:
den Hang der Russen zum Luxus. Dazu genügt ein Blik in die Rüstkammer des
Kreml mit Zarenkronen, Riterrüstungen und goldenen Kutshen. Dritens: die
Vorliebe der Russen für Monumentales. Wenn shon bauen, dann bite groß. Und
wenn shon groß, dann bite größer als alles bisher Dagewesene. Vor der Zwölf-
Apostel-Kirhe steht die Zar Pushka, die Zarenkanone aus dem 16. Jahrhundert,
die größte Kanone, die jemals gegossen wurde. Einen Shuss abgegeben aber hat das
vierzig Tonnen shwere und mehr als fünf Meter lange Ungetüm niht.
Vor dem Iwan-der-Große-Glokenturm erhebt sih die Zarengloke, neben der
Menshen wie Spielzeugiguren aussehen. Das zwanzig Tonnen shwere und sehs
Meter hohe Meisterwerk hat nur einen Fehler: Es hat nie einen Glokenton her-
vorgebraht. 1735 ließen Zar Alexander und seine Gemahlin Anna die Gloke
gießen. Während einer Feuersbrunst im Kreml aber iel die Gloke auf den Boden
der eigens geshafenen gigantishen Grube. Fast hundert Jahre dauerte es, bis man
sie herausholte. Eine große Menshenmenge shaute zu. Bei der Bergung der Gloke
sprang ein mehr als elf Tonnen shweres Stük ab.
Die russishe Nation hat daraus aber mitnihten die Lehre gezogen, dass groß
niht immer gut ist. Im Gegenteil: Die Kommunisten sprengten in den Dreißiger-
jahren die Erlöserkathedrale, um den Sowjetpalast zu errihten. Mit 415 Metern
inklusive einer gigantishen Leninstatue wäre es das höhste Gebäude der Welt
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