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abshiedet sih die Trauergemeinde von dem Verstorbenen. Zu Hause, manhmal
auh in einem Restaurant versammeln sih Hinterbliebene und Freunde zum
Pominki, dem Leihenshmaus. Wiktor Jerofejew shreibt: »Der westlihe Verziht
auf einen üppigen Leihenshmaus ist Konsequenz eines geizigen Lebens. Wir
brauhen einen langen Abshied mit reih gedekter Tafel, der allmählih in ger-
äushvolles Vergessen und wodkaseliges Nihtsein übergeht.« Die engsten Ange-
hörigen und besten Freunde kommen dann wieder am neunten und 40. Tag nah
dem Tod zusammen, zu einer Art Miniausgabe des ersten Leihenshmauses. Ih
habe diese Trauerfeiern immer als sehr anrührend erlebt. Nah orthodox-hristli-
hem Verständnis trennt sih die Seele nah dem Tod vom Leib, bleibt aber noh drei
Tage bei Menshen und an Orten, die dem Verstorbenen teuer waren, ehe sie die
Erde verlässt. Bis zum neunten Tag sieht sie das Paradies, bis zum 40., dem Tag der
Auferstehung Jesu, sieht sie Versuhungen und Hölle, ehe sie ihren Platz im
Paradies oder der Hölle indet und dort auf das Jüngste Geriht wartet. An jedem
dieser Tage brauht sie die besondere Fürsprahe der Verwandten und Freunde
durh Gebete bei Got.
Diese und andere Geplogenheiten erklären Ihnen auf dem Friedhof des Neu-
Jungfrauen-Klosters Fremdenführer. Sie können einen Rundgang in deutsher
Sprahe buhen. Und wahrsheinlih wird es Ihnen gehen wie mir. Jedes Mal ver-
lasse ih den Friedhof in Respekt vor dem russishen Volk, das so viele wunderbare
Musiker und Dihter hervorgebraht hat.
Nah dem letzten Sonntagsspaziergang am Nowodewitshi fragte ih meine
Söhne, ob das denn niht ein toller Friedhof sei. Moritz shlug vor, mih dort zu
beerdigen. Allerdings habe ih wenig Aussiht, berühmt zu werden, und Ausländer
sind dort bisher auh niht bestatet.
»Ja, Papa, toller Friedhof«, antwortete Max, »aber Leben maht trotzdem mehr
Spaß.«
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