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In Moskau zählt das Gros der Bevölkerung inzwishen zur Mitelshiht, das sind
Haushalte, die über eine eigene Wohnung und ein Auto verfügen und sih mindes-
tens einmal pro Jahr eine Reise ins Ausland leisten können.
Mehrere Jahre hintereinander wies der Staatshaushalt ein Plus von rund drei
Prozent auf. Dies veranlasste den deutshen Finanzminister Peer Steinbrük, mit
seinem russishen Kollegen Alexej Kudrin zu sherzen: »Wir sind fast in der
gleihen Lage, nur dass bei Ihnen ein Pluszeihen und bei mir ein Minus vor der
Drei steht.« Bis zum Herbst 2008 hate Russland knapp 400 Milliarden Euro Gold-
und Devisenreserven zurükgelegt, einen Teil davon im sogenannten Stabilisier-
ungsfonds, der die Wirtshat am Laufen halten soll, wenn die Öl- und Gaspreise
sinken.
Zur Freude der mehr als 200 Händler, die einen Stand bei der Millionärsmesse
gebuht haben, geben die Russen ihr Geld mit vollen Händen aus. Guillaume Vor-
stelmann, Chef des Yahtherstellers Timmermann, kann zweistellige Umsatzsteiger-
ungen pro Jahr vorweisen. Ein edler Bentley, ein protziger Hummer, ein BMW - das
war gestern. »Im Moment sind Yahten einfah shik. Viele kaufen ein Boot und
benutzen es nie. Aber sie können sagen, sie haben eines«, erklärt der Shifsun-
ternehmer.
»Moskau bewegt sih mit einer verrükten Geshwindigkeit«, meint Elena von
Red Spot, einem Concierge-Service. »Die Reihen brauhen nihts mehr als Entspan-
nung.« Deshalb können sih Mitglieder ihres Clubs 24 Stunden am Tag und 365
Tage im Jahr per Telefon und Internet die ausgefallensten Wünshe erfüllen lassen:
antiquarishe Büher über Angeln als Geshenk für einen guten Freund, Karten für
das Madonna-Konzert in Rom, Jahrgangshampagner für eine spontane Party am
nähsten Samstag, einen Tish im Londoner Restaurant »Ivy« für denselben Abend
inklusive Flug im Privatjet, eine Auswahl von Shweizer Internaten für das Töhter-
lein, Shönheitsoperationen in Paris für die Gatin oder die Geliebte. Und das alles
für gerade mal 20000 Euro Jahresgebühr.
Auf der jüngsten Millionärsmesse deutete sih eine Trendwende unter Russlands
Reihen an: weniger protzen, mehr genießen. Stände mit Massagen, Biosäten und
Ökovillen haten Konjunktur. Wodka ist out, Champagner in, besser noh edle Min-
eralwasser. Neben einer Boutique, die für 50000 bis 100000 Euro prähistorishe Sä-
belzahntiger verkaut, preist Anton Kältezimmer an, eine Art begehbaren Kühls-
hrank. »Das hilt bei einer ganzen Reihe von Krankheiten sowie gegen einen Kater
nah durhzehter Naht«, erklärt er. »Jeden Tag zwei, drei Minuten. Das hält Sie
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