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Tagen mehr als zwanzig Flügel für mehr als eine Million Euro verkaut. Blüthner, in
Russland als Markenname shon seit Sowjetzeiten bekannt, hat dann gleih ein
Geshät im Herzen Moskaus eröfnet. Im Riesenreih im Osten maht er inzwishen
zwanzig Prozent seines Jahresumsatzes von sehzig Millionen Euro. Blüthner ärgert
sih über das Klishee vom tumben, neureihen Russen. »Es ist niht so, dass alle,
die hier einen Porshe fahren, das Geld auf der Straße gefunden haben. Die haben
etwas im Kopf. Sie glauben gar niht, wie viele Menshen hier Klavier spielen
können. Gut erzogene Leute sind das«, sagt er.
Dennoh gelten andere Spielregeln als in Westeuropa. Niht jeder deklariert seine
Steuern ehrlih, niht jede Rubelmillion stammt aus legalen Geshäten. Deshalb
zahlen viele Russen immer noh gerne bar. Das wissen niht nur die Händler in
Paris, Mailand, Wien und Berlin, die für die neue, gut betuhte Klientel eigens Russ-
ish sprehende Verkäufer eingestellt haben. Gerne erzählt Blüthner, wie ein reiher
Russe einen Flügel aus dem Edelmetall Platin bestellte. Lässig winkte der Mann
seinen Assistenten herbei. »Haben wir Geld, Aljosha?«, fragte der Neureihe sein-
en Bediensteten. »Klar, Chef, kein Problem.« Und dann bläterte der Russe 228000
Euro in bar auf den Tish.
Es sind Geshihten wie diese, die Russen bei Marken wie Armani, Gucci und
Boss zu hoh geshätzten Kunden mahen. Als im Ritz Carlton, Moskaus führendem
Hotel, jüngst eine Konferenz internationaler Luxushersteller statfand, sprahen die
Zahlen für sih: Russishe Männer berappen für ein Paar Designershuhe im
Durhshnit knapp 400 Euro, zwei von drei Russen aus der Obershiht oder der
oberen Mitelshiht kaufen mindestens ein oder zwei Parfüms pro Halbjahr und
geben jährlih mehr als 1500 Euro für Shmukstüke aus. Die auf Pelze spezialis-
ierte Modedesignerin Jelena Jarmak, auh sie ein Stammgast auf der Milli-
onärsmesse, stellt fest: »Ein Russe kaut einen shönen Pelzmantel für 15000 Euro,
auh wenn er für die Hälte einen Kredit aufnehmen muss. In Europa leisten sih
solhen Luxus meist nur Leute mit dikem Bankkonto.«
In Moskau hingegen haben die Wohlhabenden und die Angehörigen der shnell
wahsenden Mitelshiht ein gemeinsames Moto. Es lautet: »Ih will alles, und das
sofort!« Deshalb sind die meisten Supermärkte 24 Stunden am Tag und sieben Tage
die Wohe geöfnet. Sie können in Moskau also Dinge tun, die in Deutshland ver-
boten sind und bei vielen als unanständig gelten, beispielsweise um zwei Uhr nahts
in einem Shop Leberwurst und Weißbier kaufen. Oder sih um Miternaht Haare
shneiden lassen, und das von Mädhen, die nur einen Bikini anhaben. Oder mor-
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