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Sogar in liebevoll restaurierten alten Bürgerhäusern aus der Zarenzeit haben Auto-
hersteller im Zentrum der Stadt glitzernde Verkaufsräume eingerihtet, so als
würden sie niht Bentleys und Jaguars verkaufen, sondern Designerjeans oder
Ledershuhe aus Italien.
Alsbald fällt Ihnen auf, dass sih das Bild auf der Straße auf den ersten Blik
niht so dramatish von dem in Ihrer Heimat untersheidet, wie Sie es vielleiht er-
wartet haben. Wagen ausländisher Produktion sind eindeutig in der Überzahl.
Ford, das in einer Fabrik in der Nähe von Sankt Petersburg produziert, verkaut
heute in einem Monat mehr Autos als 1998 in einem Jahr. Und auh die Ladas russ-
isher Produktion sehen inzwishen wie moderne Autos aus. Im Stadtzentrum über-
rasht Sie die Zahl von Luxuslimousinen. In keiner anderen europäishen Stadt
mahen Mercedes und BMW so gute Geshäte. Weil viele Moskauer neben ihrer
Stadtwohnung noh ein Häushen auf dem Land haben und die Straßen niht die
besten sind, gibt es weitaus mehr Jeeps als in Deutshland.
Vom Rüksitz Ihres Taxis stiht Ihnen dann die hohe Zahl der Verkehrspolizisten
ins Auge. Obwohl Moskau nur zwei Millionen mehr Einwohner als New York hat,
stellt die Stadt fast dreimal so viele Polizisten ein. New York hat 45000, Moskau
140000. Meist sehen Sie die Ordnungshüter, wie sie in ein lebhates Gespräh mit
einem Autofahrer vertiet sind. Dabei sind die »Menty«, wie die Moskauer ihre
Verkehrswähter nennen, ohne die Herkunt des Shimpfwortes zu kennen,
keineswegs gesprähig, sondern einfah nur geldgierig. Der gestikulierende Polizist
droht mit wüsten Strafen, bis hin zum Führersheinentzug. Es ist der Autakt der
Verhandlungen über das Bestehungsgeld. Einen Moment später vershwinden die
beiden Kontrahenten im Polizeiauto - niht etwa um ein Protokoll aufzunehmen,
sondern in der Regel lediglih, um sih über die exakte Höhe des Bakshishs zu ein-
igen.
Wenn Sie dann an der nähsten Kreuzung einen Uniformierten sehen, der mit
einem shwarz-weiß gestreiten Stok ein Auto zur Seite winkt, wissen Sie Besheid.
Hier versorgt mal wieder ein Polizist Frau, Kinder und Geliebte. Kaum zwei Stun-
den in Moskau, und Sie haben eine der Grundwahrheiten über das Verhältnis von
Staatsdienern und Einwohnern in der russishen Hauptstadt gelernt: Bürger sind
keine Bürger, sondern Untertanen. Sie sind dem Staat ohnmähtig ausgeliefert. Die
Korruption ist das Shmiermitel, das diesen Zustand für die Normalsterblihen er-
träglih maht. Ein kleiner Shein im Auslandspass sorgt dafür, dass er shneller
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