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bleiernen Breshnewjahren. Die breite Masse aber lässt sih gerne von fröhlihen
Meldungen über harmonishe Staatsbesuhe und wirtshatlihe Erfolge einlullen.
Die Medien sind in Russland traditionell Herrshats-, niht Kontrollinstrument.
Nur gegen Ende der Gorbatshowjahre und am Anfang der Jelzinregierung gab es
ein kurzes Tauweter. Millionen shauten fasziniert zu, wie der aus dem Exil
zurükgekehrte Dissident Alexander Solshenizyn mit dem Historiker Jurij Afanas-
jew um die Zukunt des Landes strit. Das TV-Magazin Wsgljad grif erstmals
soziale Probleme wie Wohnungsnot auf, die Satiresendung Kukly, Puppen, zeigte
Boris Jelzin irrlihternd und mit roter Shnapsnase, später dann Wladimir Putin als
Stalin im wehenden Armeemantel.
Der Niedergang des kritishen Journalismus begann bereits Mite der Neunziger-
jahre. Damals kauten sih die neuen Superreihen, die sogenannten Oligarhen, in
die gerade privatisierten Medien ein. Sie erwarben Zeitungen und Fernsehsender
und verwandelten sie in Propagandainstrumente, um ihre Interessen zu vertreten.
Im Kampf um die Filetstüke der Wirtshat führten sie über ihre Zeitungen und
Kanäle regelrehte Shlammshlahten gegeneinander. Es gab Meinungsvielfalt,
aber keine freien Medien. In Abwandlung des Satzes, dass die Freiheit der Presse die
Freiheit von hundert Verlegern ist, galt in Russland: Die Freiheit der Presse ist die
Freiheit von einem Dutzend Oligarhen.
Als Wladimir Putin in den Kreml einzog, beshnit er die Maht der Oligarhen
und beshloss, die Medien sollten fortan niht mehr gegen, sondern für den Kreml
arbeiten. Er drängte die Medienmogule Boris Beresowskij und Wladimir Gussinskij
aus dem Land und ließ die wihtigsten Zeitungen und den bis dahin kremlkritishen
Fernsehsender NTW von Gasprom oder anderen kremlhörigen Unternehmen
aukaufen.
Wenn Sie sih in Moskau darüber informieren wollen, was in Stadt und Land
vorgeht, aber kein Russish können, besorgen Sie sih die Moscow Times. Sie ist ein
gut gemahtes Blat, das sih in Maßen Kritik an der Regierung erlaubt. Sie greit
zudem die wihtigsten Artikel der russishen Presse auf. Persönlihe Angrife auf
Putin aber sind auh dort ein Tabu. Die Freitagsausgabe enthält umfangreihe Ver-
anstaltungshinweise. Die Moscow Times liegt in vielen Hotels und Restaurants in
der Innenstadt kostenfrei aus. In deutsher Sprahe ersheint die Moskauer
Deutshe Zeitung (MDZ) im Zweiwohenrhythmus. Immer wieder bietet sie gute
Hintergrundberihte, der Kulturteil ist fast immer lesenswert. Die MDZ wurde
bereits 1870 gegründet und existierte bis zum Ersten Weltkrieg als Zeitung für die
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