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Ist das Ziel dann erreiht, sieht der Alltag in den meisten Beziehungen anders
aus. Stärker noh als in westlihen Ländern sind die russishen Frauen einer Dop-
pelbelastung aus Beruf und Familie ausgesetzt. Der Großteil der Hausarbeit und
Kindererziehung hängt an ihnen. Nur einmal im Jahr am 8. März, dem Welt-
frauentag, sind die Moskauerinnen wieder Königinnen. Dann werden Frauen von
ihren Männern und Kindern verwöhnt. Der Frauentag ist eine Mishung aus
Valentins- und Mutertag und ein nationaler Feiertag. Der Internationale
Frauentag, entstanden im Kampf um Gleihberehtigung und für das allgemeine
Wahlreht der Frauen, wurde in den sozialistishen Ländern nah dem Zweiten
Weltkrieg mit oiziellen Feiern begangen. Er sollte die »Befreiung der Frauen vom
Joh der Kapitalisten« demonstrieren.
Falls Sie in Moskau leben oder arbeiten, mahen Sie sih in Ihrem Kalender am 8.
März ein dikes Kreuz. Russishe Geshätspartnerinnen oder Arbeitskolleginnen
sind es gewohnt, pathetish vorgetragene Glükwünshe oder besser noh eine kleine
Aufmerksamkeit zu bekommen. Eine Umfrage des Meinungsforshungsinstituts
Wziom ergab, dass nur zehn Prozent aller Männer an diesem Tag nihts vershen-
ken.
Deshalb kommt der Straßenverkehr shon am Vorabend fast vollständig zum
Erliegen. Männer versuhen verzweifelt, noh ein Geshenk zu ergatern, kaufen
überteuerte Blumen, Parfüms und Pralinen. Damit wird die Ehefrau beshenkt, und
manhmal dazu auh noh die Geliebte und bei manhen meiner Bekannten auh
noh die Geliebten Nummer zwei und drei. Das verlangt ein hohes Maß an
Koordinationsgeshik. Niht nur von den männlihen Shürzenjägern übrigens,
sondern auh von den Frauen, die sih außer ihrem Ehemann noh einen Ljubownik
halten, einen Liebhaber.
Meine russishen Freunde, die im Westen gelebt haben, sind sih in einem einig.
»Bei uns in Moskau wird weniger über Sex geredet als bei euh, dafür kommen wir
aber häuiger und shneller zur Sahe.« Dies zeigt auh eine Untersuhung des Kon-
domherstellers Durex. Demnah haben Russen im Jahr 143-mal Sex, überboten nur
noh von den Brasilianern (145), aber deutlih vor Österreihern (115) und Amerik-
anern (85). Dies steht in krassem Gegensatz zu einem Bonmot aus den Ahtziger-
jahren. »Bei uns im Land gibt es keinen Sex«, seufzte die Teilnehmerin der Fernse-
hbrüke Moskau-Denver, als sie gefragt wurde, wie es um das Sexualleben in der
Sowjetunion bestellt sei. Die Dame spielte darauf an, dass damals Pornograie
streng verboten und das hema Sexualität in Medien und Shule ein Tabu war. Kon-
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