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metik, vermohten sie es, sih elegant zu kleiden. Sie shneiderten ihre Kleider
selbst. Burda Moden war wegen der Shnitmuster ihre Lieblingszeitshrit. Heute
boomen Boutiquen und Kosmetikketen. »Wir wundern uns immer über unsere Kol-
leginnen im Westen. Dort ziehen sih die meisten an wie Männer«, indet die Un-
ternehmerin Eldarhanowa. »Wir hier zeigen gerne, dass wir Frauen sind.«
Und das beinahe unter allen Umständen und beinahe zu jeder Zeit. Im Winter
tragen junge Frauen kurze Röke bei Temperaturen, bei denen in Deutshland Män-
ner in langen Unterhosen herumlaufen. Wie sie das aushalten, verstehe ih bis heute
niht. Es zeigt aber zweierlei: Die Moskauerinnen spielen gerne mit ihren Reizen,
und sie sind wie ihre Geshlehtsgenossinnen im ganzen Land tough. Ih halte es für
keinen Zufall, dass unter den bekanntesten Enthüllungsjournalisten besonders viele
Frauen sind.
Moskauerinnen können grausam sein. Sie können ihre Verehrer zwei Stunden vor
einem Kino warten lassen und erst dann eintrefen, wenn shon der Abspann läut,
oder sih erst nah zwei Tagen per SMS oder Handyanruf melden. Sie ziehen zu
einem Freilutkonzert im späten Frühjahr ein leihtes Sommerkleidhen an. Sehr
hübsh anzusehen und wenig drunter. Keinen Gedanken vershwenden sie daran,
dass es anfangen könnte zu regnen und der Wind am Abend empindlih kühl ist.
Wozu auh, ganz selbstverständlih erwarten sie, dass ihnen ihr Begleiter sein Jak-
et oder seine Jake um die Shultern legt und selbst bis auf die Knohen nass wird.
Ih bin immer wieder überrasht, dass ih noh niht an einer Lungenentzündung
gestorben bin.
Wahrsheinlih ist dies eine Art vorweggenommener Rahe. Denn mit den russis-
hen Männern ist es so: Bis sie eine Frau im Bet oder in manhen Fällen auh vor
dem Traualtar haben, geben sie sih als vollendete Gentlemen. Sie halten Türen auf,
helfen in Mäntel und tragen Kofer mit einer Hingabe, als seien sie Gewihtheber.
Bei Konferenzen, auf denen die Redezeit strikt auf fünf Minuten beshränkt ist, in-
det sih garantiert ein älterer Herr, der dazu aufordert, Frauen die doppelte
Redezeit zu geben, sobald die erste Dame das Podium betrit.
Auf einer Zugfahrt von Moskau nah Sankt Petersburg beobahtete ih eine
Szene, die westlihe Frauen wohl als Entmündigung werten würden. Einer Frau, die
sih eine Flashe Mineralwasser aufmahen will, bietet der ihr im Abteil gegenüber-
sitzende Mann an, den Vershluss aufzudrehen. »Dankeshön«, sagt die Dame
begeistert.
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