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In den Kommunalkas kam es vor, dass Frauen in der Gemeinshatskühe den
Kohtopf mit Vorhängeshlössern versahen, damit die Familie im Nahbarzimmer
nihts von der Suppe stibitzte oder sie aus Rahe versalzte. Jeder uadratzentimeter
im Geshirrregal war umkämpt, und vor der Toiletentür gab es ot einen besonder-
en Wandshmuk zu besihtigen. Dort hingen Klobrillen, meisten so viele, wie Fami-
lien in der Wohnung hausten. Wer sein Geshät erledigt hate, hängte die Klobrille
wieder auf, der Nähste shnappte sih seine. Jeder Ehekrah fand in der Öfentlih-
keit stat, gleihsam hinter einer Glassheibe, wahrnehmbar für alle anderen Be-
wohner der Gemeinshatswohnung - eine Art »Reality Show«, wie sie heute im
Fernsehen zu sehen. Nur dass sie in der sowjetishen Realität für die meisten einige
Jahrzehnte dauerte, für manhe ein ganzes Leben. Bei einem Abendessen in Jerofe-
jews Wohnung, einer ehemaligen Kommunalwohnung, in welher der Literat mit
seiner Frau und Tohter wohnt, sagte er mir einmal: »Mathias, weißt du, was der
Anfang vom Ende des Kommunismus war? Man konnte so lange auf dem Klo
sitzen, wie man wollte. Zum ersten Mal gab es unter Chrushtshow Raum für
Privatheit.« Es war das reine Paradies im Vergleih zu vorher.
Viele Familien wohnten jetzt in einer eigenen Wohnung mit eigener Kühe und ei-
genem Bad, ot aber drei Generationen zusammen. Sex war insbesondere zu Win-
terzeiten immer noh ein Problem, wenn es niht möglih war, in Parks und auf
Grünlähen auszuweihen. Immer noh kamen die Alltagsluhten zur Anwendung,
die sih die Moskauer in den »Kommunalkas« angeeignet haten. Man überredete
Freunde, die ein Wohenende auf der Datsha verbrahten, für ein paar Stunden
einkaufen waren oder von morgens bis abends arbeiteten, ihre Wohnung für ein
Shäferstündhen zur Verfügung zu stellen. Es soll auh vorgekommen sein, dass
Moskauer Krankenwagenfahrer bestahen, um es im Fond zu treiben.
In den Ahtzigerjahren dann shmähten die Moskauer diese Wohnungen als
Chrushtshoby, eine Mishung aus Chrushtshow und »trushtshoby«, dem russ-
ishen Wort für Slum. Chrushtshoby wird gerne als Chrushtshow-Slum überset-
zt. Der Begrif jedoh ist in sofern unzutrefend, als die Trabantensiedlungen von
Slums in der Driten Welt ungefähr so weit entfernt waren wie eine feine Alt-
bauwohnung an der Hamburger Elbhaussee von einem Platenbau in Berlin-Mar-
zahn. Wenn sih die Moskauer aber selbst bemitleiden, sind sie shnell davon
überzeugt, dass das eigene Leid das größte auf dem ganzen Planeten ist.
Auh heute noh müssen viele Kinder in der Wohnung der Eltern wohnen, bis
diese sterben. Geshiedene teilen ot über Jahre die gleihe Kühe und das gleihe
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