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denjenigen, die 5000 tote Raten ablieferten, wurde eine Prämie von 250 Rubeln ver-
lost.
Wohnungsbau besaß in der sowjetishen Wirtshat keine Priorität. Erst wurden
Panzer und Mashinen gebaut, dann Wohnungen. Stalin nahm sogar die
Auswirkungen der Zwangskollektivierung der Landwirtshat bis hin zu Hunger-
snöten in Kauf, solange er nur die Rüstungs- und Stahlindustrie stärken konnte. So
diente der Kommunismus, der eigentlih die Verbesserung der Lebensbedingungen
der Menshen in den Mitelpunkt seiner Ideologie gestellt hate, letztlih niht den
Menshen, sondern einem absurden Wetrennen mit den Ländern des kapital-
istishen Westens. Der Gulag, das stalinistishe Lagersystem, shaltete niht nur
Oppositionelle und Andersdenkende aus, er war auh ein Reservoir an Sklaven-
arbeitern.
Der Shritsteller Daniil Granin shildert in seinem 1995 ershienenen Roman
»Fluht nah Russland«, wie Nina Mihailowna, die Bewohnerin einer Gemeinsh-
atswohnung, einer amerikanishen Besuherin ihren Alltag erklärt: »Die Kom-
munalka ist das geheimste Objekt unseres Landes. Den Ausländern zeigen sie
Kriegsshife, Atominstitute, aber keine Kommunalka. Sie ist die Kehrseite des son-
nigen, realsozialistishen Plakates ›Höher, höher, höher, so hoh, wie die Vögel lie-
gen‹. Wie kann es sein, dass die Bürger solh einer Großmaht stündlih in solher
Demütigung leben müssen?«
In den Moskauer Kommunalkas wurden Nahbarn shnell zu Todfeinden. Täglih
tobte der Kampf um ein freies Plätzhen im Kühlshrank. In der einzigen Kühe
wehselten sih drei oder vier Familien mit dem Kohen ab. Vor der Toilete standen
die Bewohner Shlange. Der Kommunismus, unter dem allen alles gehörte, mahte
den Wohnalltag für viele zu einer rehten Hölle. Die Partei aber, die immer reht
hate, propagierte die Kommunalka lange als »optimale Form des Zusammenwah-
sens aller Bevölkerungsshihten zu einem homogenen Sowjetvolk«. Der »homo
sapiens« shließlih sollte in einem der größten Sozialexperimente des 20. Jahrhun-
derts in den »homo sovieticus« umgewandelt werden. Die sozialistishe Gesellshat
wollte den »neuen Menshen« hervorbringen, frei von Lüge, Betrug, Grausamkeit,
Diebstahl, Faulheit und Trunksuht. Der revolutionäre Dihter Wladimir Ma-
jakowskij (1893-1930) prophezeite: »Und er, der Freie, nah dem ih shreie, der
Mensh, er kommt, ih bürge dafür.«
Gegenüber vom Kreml auf der anderen Seite des Moskaulusses errihteten die
Kommunisten ein Wohnhaus für ihre Spitzenkader, das berühmte »Haus am Ufer«,
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